Motorradtour auf dem Mae Hong Son Loop – Abenteuer pur
Wenn uns jemand zu Beginn unserer Reise erzählt hätte, dass wir über Weihnachten eine über 600km lange Motorradtour machen würden, hätten wir beide wahrscheinlich nur verwundert den Kopf geschüttelt. Die Inspiration zu diesem Abenteuer kam einfach genau zur richtigen Zeit. Unser herzlicher schottischer Gastwirt, Paul, aus dem Banh Mi Guesthouse in Chiang Mai erzählte uns, dass seine Motorradtour mit seiner Frau A die romantischste Erfahrung seines Lebens gewesen sei. Wir begannen davon zu träumen mit unserem eigenen Motorrad duch die Berglandschaft zu gleiten und den Fahrtwind zu genießen. Als Paul uns dann noch anbot auf seinem Scooter eine Testrunde zu drehen und das Fahrgefühl zu testen, war die Idee so gut wie gekauft.
Micha hat vor knapp 20 Jahren seinen Motorradführerschein gemacht und hier bot es sich einfach an, die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Mit Paul hatten wir nicht nur einen Menschen getroffen, der uns dank seiner eigenen Erfahrung ermutigte, den Mae Hong Son Loop zu erkunden, sondern er war auch ein großartiger Berater bei der Auswahl eines geeigneten Fahrzeugs (Nmax 125 Yamaha).
Außerdem lieh er uns netterweise Motorradkleidung, Handschuhe und ein Schloss und gab uns einige hervorragende Übernachtungstipps.
Am Morgen unseres Aufbruchs machte er uns um 6 Uhr morgens Kaffee und begleitete uns auf seinem Scooter den ganzen Weg aus der Stadt raus bis zum eigentlichen Start des Loops. Micha bekam von ihm noch einige hilfreiche Fahrtipps („immer schön links bleiben“, „an der Ampel ganz nach vorne fahren“ etc.) und dann gings los … auf ins Abenteuer. 😉
Wir fuhren den Mae Hon Son Loop, entgegen der meisten Empfehlungen im Internet, gegen den Uhrzeigersinn. Rücklickend können wir diese Streckenabfolge nur weiterempfehlen, da die Straßen zum Ende hin schlechter werden und der Verkehr zunimmt. Da hilft es sehr schon einige Fahrerfahrung zu haben, um entspannt zu bleiben.
Unsere Route sah wie folgt aus:
Tag 1: Chiang Mai bis Pai, Übernachtung auf der „Bueng Pai Farm“
Der erste Tag war eine Bewährungsprobe für das gemeinsame Fahren auf dem Scooter. Für Barbara war es eine Übung in Hingabe und Vertrauen, für Michael eine emotionale und fahrtechnische Herausforung zum ersten Mal mit Beifahrerin unterwegs zu sein. In den zahlreichen Kurven lernten wir schnell, wie gut das Fahren funktioniert, wenn wir uns beide mit in die Kurven legen und gegenseitig vertrauen. Was für eine neue gemeinsame Erfahrung in unserer Beziehung. Die Straßen waren in einem exzellemten Zustand und die zahlreichen, zum Teil spektakulären Kurven mit bis zu 360 Grad hervorragend gekennzeichnet. Zum Teil gab es starke Steigungen, die wir mit dem Scooter jedoch gut bewältigen konnten. Tankmöglichkeiten gab es unterwegs genügend, allerdings war es manchmal schwierig die Tankstellen als solche zu erkennen. Wir genossen es, dass wenig Verkehr auf den Straßen herrschte, stoppten mehrmals für leckeren Kaffee und kamen entspannt am Nachmittag in Pai an.
Unser erster Übernachtungsort war ein besonderer Reiseauftakt. Auf der Bueng Pai Farm, außerhalb von Pai gelegen, hatten wir ein Bungalow direkt an einem See mit eigener Terasse und Hängematte vor der Tür. Wir beobachteten die Fische im See, verzichteten jedoch darauf selber zu fischen. Ein schöner Ort zum Entspannen und Verarbeiten des erstes Motorradtages.
Abends erlebten wir den Sonnenuntergang von einer Anhöhe des „white buddhas“ und genossen den Blick in das grüne Tal. Pai selbst hat einen kleinen Stadtkern, wo viel mehr Touristen als Einheimische unterwegs sind. Ein bisschen skuril ist es schon zu sehen, wie viele Touristen sich wie die ersten Hippies fühlen, obwobl diese Zeit in Pai schon mehr als 30 Jahre zurückliegt.
Tag 2: Erkundung von Pai (Pai Canyon, Wasserfälle) und Fahrt zur Cave Lodge (8km noerdlich von Suppong)
Sehr sehenswert war es, am nächsten Tag den Pai Canyon und ein paar Wasserfälle zu erkunden, bevor wir danach weiter zur Cave Lodge fuhren. Der Canyon besteht aus vielen von der Witterung ausgewaschenen Schluchten, die man über erhaltene Felsenbrücken begehen kann. Zum Teil muss man etwas klettern, um die fantastische Aussicht in vollem Ausmaß zu erleben.
Nach einer kurzen Fahrt kamen wir an unserem nächsten Zwischenziel an. Die Cave Lodge liegt direkt an einem Fuß in der Nähe der berühmtem Tham Lod Höhle. Es gibt mehrere unterschiedlich große Bungalows, eine Sauna (!) und einen schönen, geselligen Gemeinschaftsraum mit offener Feuerstelle. Gleich am ersten Abend lernten wir zwei nette Amis, Jess und Kris, kennen. Wir buchten für den nächsten Tag eine gemeinsame Höhlenerkundungstour mit Guide.
Tag 3 und 4: Höhlentouren vom Ausgangspunkt der Cave Lodge
Dieser Tag wurde ein unvergessliches Abenteuer. Auf dem Programm standen 3 Höhlenerkundungen und Wanderungen zwischen den Höhlen. Soweit klang das erstmal ganz harmlos. In Höhle 1 (Fossil Cave) sahen wir zahlreiche Tropfsteine. Das Highlight war allerdings, dass wir nach 500m krabbeln und kriechen ins Höhleninnere auf eine 2 m lange Schlange trafen. Barbara war echt nervös, aber erkannte schnell, dass Panik keine Option war. Die Schlange bewegte sich graziös über die Steine, glücklicherweise entfernte sie sich dabei von uns. Wir gingen langsam weiter in die Höhle und Barbara hoffte keine weiteren großen Höhlenbewohner zu treffen. Im Nachhinein wurde die Schlange anhand von Michas Foto von einem Experten im Internet als harmlose Natter (Othriophis taenurius helfenbergeri) bestimmt.
Die zweite Höhle (Waterfall cave) machte ihrem Namen alle Ehre, denn durch diese Höhle floss ein Fluss und wir mussten die meiste Zeit mitten durch das Wasser kriechen. Teilweise mussten wir sogar auf allen Vieren krabbeln oder auf dem Bauch robben, weil die Höhle so eng war. Für Barbara war dieser Ort wegen der Enge das größte Abenteuer. Micha und die Gruppe trugen zur Beruhigung und neuem Ansporn bei. Beeindruckend waren die gold schimmernden Mineralien an der Decke und der Wasserfall im Höhleninnern.
Die dritte Höhle (Xmas cave) war ein entspannter Abschluss ohne Tiere und Wasser. Stattdessen war sie einfach zu erklettern und zeigte die volle Schönheit von zahlreichen jahrtausendelang gewachsenen großen weißen Tropfsteinen. Einige Steinformationen ähnelten einer Baumstruktur, daher wurde die Höhle „Weihnachtshöhle“ getauft. Wie passend kurz vor Weihnachten an diesen Ort zu kommen. 😉
Glücklich, körperlich und emotional erschöpft freuten wir uns abends auf ein gemeinsames Bier und saftige Burger mit Jess & Kris in der Cave Lodge.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf den nahegelegenen Berg und erlebten einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Ein Nebelmeer erstreckte sich zwischen Bergkuppen und die Sonnenstrahlen tauchten den Nebel in wunderschöne orange-rote Farbtöne.
Nach dem Frühstück spazierten wir von unserer Lodge zur Tham Lod Höhle. Im Vergleich zu den kleineren Höhlen vom Vortag war dies eine sehr große, touristisch erschlossene Höhle mit mehreren Räumen und hohen Decken. Wir ließen uns von einer Einheimischen mit einer Laterne durch diese Höhle führen und genossen das schummrige Licht und den leise zichenden Ton der Lampe. Mit einem Bambusfloß durchquerten wir einen Teil der Höhle. Um uns herum schwammen hunterte von schwarz-bläulich schimmernden Fischen. Unter der Decke lebten unzählige Fledermäuse und verliehen der Höhle einen unverkennbaren Geruch.
Tag 5 (24.12.2016) Fahrt nach Mae Hong Son und Übernachtung in einer charmanten Bambushütte in „Sang Tong Huts“
Auf dem Weg nach Mae Hong Son entdeckten wir mitten auf dem Weg einen großartigen Aussichtspunkt, wo wir ein typisches Thai-Frühstück mit Nudelsuppe auf einer Bambusbank mit Blick in die Berge genossen. Sehr idyllischer Weihnachtsmorgen. 🙂
Der nächste Stop war ein „mud-spa“ 10 km nördlich von Mae Hong Son. Hier erlebten wir zum ersten Mal eine Ganzkörper-Schlammbehandlung mit Massage und ein entspanntes Mineralbad. Wir waren die einzigen Touristen und die Thai-Damen hatten sichtlich Spaß uns mit Schlamm einzupinseln.
In Mae Hong Son hatten wir über Weihnachten eine charmante und liebevoll eingerichtete kleine Bambushütte mitten im Wald außerhalb der Stadt reserviert. Es fühlte sich für uns zwei stimmig an Weihnachten hier zu verbringen. Auf der Terasse gab es eine gemütliche überdachte Sitzecke mit Sitzkissen und kleinem Tisch, den wir perfekt für unsere selbst gestaltete Weihnachtsdeko aus Blättern und Gräsern nutzen konnten. Im Sonnenuntergang zündeten wir noch eine Kerze an und sangen spontan ein paar Weihnachtslieder. Später nahmen wir youtube zur Hilfe. Dieser Ort fühle sich so liebevoll gestaltet und friedvoll an. Im Hintergrund hörten wir das Zirpen der Grillen, das Quaken der Frösche und gelegentlich bellte mal ein Hund.
Am See von Mae Hong Son fanden wir ein sehr schönes Restaurant (Salween Riverside) für unser Weihnachtsessen. Super lecker war das Rindfleisch-Ananas Curry, der Teeblättersalat und die selbstgemachte Salsa mit Papadams. Die Portionen waren riesig und wir kugelten uns aus dem Restaurant.
Mit Radler stießen wir auf unserem schönen Balkon auf Weihnachten an und konnten – dank bester technischer Ausstattung – über wlan mit unseren Familien telefonieren und allen frohe Weihnachten aus der Ferne wünschen.
Tag 6: (25.12.2016) Relaxtag und Erkundung von Mae Hong Son
Nach einem gemütlichen Start in den Tag auf unserem Balkon erkundeten wir die Stadt mit einem kleinen See in der Mitte. Wir kletterten über zahlreiche Stufen auf einen Aussichtspunkt mit einem Tempel, um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Am Tempel kauften wir ein kleines Holzschiffchen mit einer Blume und einer Kerze und ließen es mit unseren Wünschen zu Wasser.
In einer Pizzeria lernten wir anschließend einen Auswanderer aus Bayern kennen, der uns für die Weiterfahrt einen kleinen Schlenker abseits der Hauptroute empfahl.
Tag 7: (26.12.2016) Fahrt nach Mae Chaem mit einem Abstecher über die Strasse 4009 – der Schlenker 😉
Wir starteten am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang, um den ganzen Tag für die weite Strecke nach Mae Chaem zu haben. Kurz vor Mae Ja bogen wir Richtung Osten auf die Straße 4009 und umfuhren Kun Yuam. Diese Straße war landschaftlich ein Highlight und noch kurvenreicher und steiler, als wir bisher erlebt hatten. Wir trafen kaum andere Fahrzeuge auf dem Weg und daher war es kein Problem in aller Ruhe Kurve für Kurve zu fahren und immer wieder anzuhalten, um den Ausblick zu genießen.
Wir fuhren am Ban Nong Kheab See vorbei und an riesigen Sonnenblumenfeldern, von denen nach ihrer Hauptblütezeit im November leider nur noch ein paar Blüten zu sehen waren. Bei einer Bamboo-Bar auf einem Zeltplatz gab es auf einem Bergrücken köstlichen Espresso aus einer Bialetti-Maschine mit Aussicht, den wir aus Bambusbechern schlürften. Der Besitzer freute sich sichtlich über unseren Besuch und die Gelegenheit mal wieder Englisch sprechen zu können.
Am Abend im Mae Chaem spürten wir beide Muskelkater in den Beinen nach knapp 200km Fahrstrecke und schlenderten nur noch ein kleines Stück zu Fuß über den lokalen Markt.
Tag 8: Rückkehr nach Chiang Mai
Am letzten Tag fuhren wir durch den Nationalpark am höchsten Berg Thailands und schönen Wasserfällen vorbei. Der Verkehr nahm deutlich zu und die Straßen auf dem ersten Teilstück nach Mae Chaem wurden schlechter; später jedoch wieder deutlich besser. Auf dem letzten Abschnitt mussten wir über die Autobahn und durch den Stadtverkehr fahren, was dank unserer Praxis auf dem Scooter gut geklappt hat.
Insgesamt sind wir ca. 650 km und laut Reiseführer 1685 Kurven gefahren. Unser kleiner Abstecher von der Hauptroute hat die Kurvenzahl trotz des verkürzten Loops jedoch eher erhöht. Der Weg ist mit einer Karte und maps me-App gut zu finden. Paul, A und den Kindern brachten wir als Dankeschön für all ihre Unterstützung ein kleines Weihnachtsgeschenk mit und berichteten voller Freude von unserer Motorradtour.
Wir sind so dankbar für diese abenteuerliche, romantische und naturverbundene Erfahrung! Der Mae Hong Son Loop war unser persönliches Highlight von Nordthailand. Wir können die Strecke und die Gegend wärmstens weiterempfehlen.