Seen und der höchste Berg Neuseelands: Wandern, Gletscher und Reitabenteuer

Vom Milford Sound Nationalpark setzten wir unsere Reise nach Queenstown fort. Der Ort liegt malerisch am Lake Wakatipu und hat sich zum El Dorado für Outdoor-Aktivitäten entwickelt, im Winter Ski und im Sommer Wandern und Wassersport. So wundert es nicht, dass er touristisch überlaufen ist und ein Outdoor-Shop neben dem nächsten liegt. Es gibt eine schöne Hafenfront und ein paar coole Cafés. Fergburger, ein total gehypter Laden, soll, wie sollte es anders sein, die besten Burger der Welt machen. Das Marketing geht auf jeden Fall auf, es ist fast immer voll und über 10.000 Google Rezensionen beweisen, dass viele Reisende hier vorbeischauen. Als wir morgens da waren, gab es fast keine Schlange und so konnten wir den Burger ohne langes Anstehen zum zweiten Frühstück genießen. Er war gut und sogar Jonathan probierte ihn mit Freude. Der Slogan „der Beste der Welt“ ist vielleicht etwas übertrieben, aber sehr lecker war er. Ein großer Pluspunkt des Burgers war das leckere Brötchen, das nebenan von dem gleichnamigen Bäcker kam. Die Chance nutzen wir für eine Großbestellung von deutschem Körnerbrot. Ein Highlight war der Markt am Hafen mit vielen Handwerkern und Künstlern. Wir lauschten andächtig einem Pianisten mit Dreadlocks, dessen erklärtes Ziel es war, die Menschen aus der Hektik des Alltags zu entführen und zu erinnern, dass Schönheit überall existiere. Mit Blick auf den See und eindrucksvollen Melodien auf seinem selbst restaurierten Klavier gelang ihm das recht gut.

Da eine Übernachtung in der Stadt für uns nicht in Frage kam, suchten wir eine ruhige Alternative und fanden den Moke Lake. Über eine Schotterstraße ging es über Viehgitter durch Schafs- und Kuhherden bis zum See. Der Zeltplatz lag malerisch direkt am See umgeben von Bergen in einem kleinen Tal. Hier übernachteten wir mit wenigen anderen Campern in idyllischer Ruhe für 2 Nächte. Barbara lößte einen offenen Geburtstagsgutschein von Micha ein – eine Reitstunde als neue Erfahrung auf einem Pferd. Nachdem sie als Kind einmal von einem Pferd gefallen war, wollte sie gerne eine neue positive Erfahrung machen. Pferde sind solch schöne und intelligente Tiere, dass sie es einmal erleben wollte, was es für ein Gefühl ist als Reiter auf einem Pferd zu sitzen. Am Moke Lake wurden Ausritte für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten. Für Barbara fühlte sich dieser Ort perfekt für eine neue Reiterfahrung an: Nette Reitschule, wenig Touristen, landschaftlich traumhaft schön in den Bergen und am See gelegen, entspannte Reitführer und 1,5 Stunden Touren. Bei der Einführung lernte Barbara das Aufsteigen, Starten, Stoppen und das Steuern des Pferdes nach rechts und links. Soweit so gut! Los ging es. Das Aufsteigen klappte reibungslos und Barbara hatte schnell ein vertrautes Gefühl auf dem Rücken des Pferdes. Morgan, so hieß ihr Pferd, war ein älterer Herr, der Ruhe und Entspanntheit ausstrahlte. Barbara ritt mit ihm an vierter Stelle am Ende der Gruppe und ihr Pferd trottete ganz gemächlich hinterher. Nach den ersten Metern blieb er stehen, Barbara wunderte sich kurz, bis sie erkannte, dass er sein Geschäft verrichtete. Um ihm dabei zu helfen hob sie – wie vorher gezeigt – ihren Po aus dem Sattel. Was für ein aufregender Start. Dann folgte die erste Überquerung eines kleinen Baches. So ritt Barbara ganz gemächlich an einem Fluß entlang durch grüne Berglandschaft und ab und an ganz nah an Kühen entlang. Als Barbara soweit war die Aussicht und die Geräusche des Windes und Flussrauschens zu genießen, stoppte ihr Pferd ganz plötzlich, senkte den Kopf und begann zu grasen. Da Barbara für diesen Fall keinen Tipp bekommen hatte, blieb sie erstmal ruhig und wartete ab. Morgan graste genüsslich weiter. Inzwischen war Barbaras Gruppe weiter entfernt und Barbara konnte ihre Reitführerin wegen des Windes nicht verstehen. Da das Pferd immer noch entspannt war, wartete Barbara nochmal ab und sprach ihm gut zu. Weder Englisch noch Deutsch führten zum gewünschten Erfolg. Dann kam eine Familie beim Spazieren vorbei und der Mann half Barbara ihr Pferd wieder in Bewegung zu setzen, indem er ihr zeigte, dass sie die Zügel fest hochnehmen sollte. Gesagt, getan. Das funktionierte ;-). Morgan versuchte noch ein paar Mal zu grasen, aber nun wusste Barbara Bescheid, wie sie ihn stoppen konnte und hielt die Zügel enger. Puh! Ein Abenteuer. Er wollte wohl mal testen, wie weit er mit ihr gehen konnte. Dafür trug er sie behutsam bis zum Ende und durchquerte alle Flüße sicher und entspannt. Wow, diese Reiterfahrung in freier Natur war noch viel schöner als Barbara es sich vorgestellt und gewünscht hatte.

Vom Moke Lake fuhren wir nach Glenorchy am nördlichen Teil des Sees. Hier wollten wir den Anfang des Routeburn Treks wandern. Das sehr alpine Ende hatten wir bereits vom Milford Sound aus erkundet. An der kleinen Straße zum Start des Routeburn Treks stand nun zum ersten Mal auf unserer Reise, dass die Straße zum Teil nicht für große Campervans geeignet sei wegen der Breite. Wir riskierten es trotzdem. Die Schotterstraße war gut ausgebaut und führte nur gelegentlich durch Waldstücke, in denen es sehr eng wurde. Da es so gut wie keinen Gegenverkehr gab, kamen wir gut durch. Der Parkplatz war wider Erwarten gut gefüllt. Es war tatsächlich nur noch ein großer Campervan da. Die Wanderung führte angenehm durch Wald und entlang eines Flusses. Wir endeten an einer Sandbank an einem Fluss mit blau, türkisfarbenem Wasser. An diesem Abend übernachteten wir in Glenorchy auf einem kleinen Parkplatz von einem Hotel, den man nutzen durfte, wenn man dort zu Abend aß. So gab es abends Rippchen und Kartoffelwedges, was die ganze Familie glücklich machte. Da der Notausgang des Hotels offenstand, konnten wir auch die Duschen nutzen, obwohl das wahrscheinlich nicht ganz so beabsichtigt war ;-).

Der nächste Stopp unserer Reise war der Lake Wanaka. Obwohl der See ganz schön ist, merkten wir bald, dass es hier immer touristischer wurde. Wir spazierten am See entlang und machten das obligatorische Foto vom Wanaka Tree, einem kleinen Baum im See. Jonathans Highlight war der Spielplatz und das Fish und Chips Essen danach.

Tags drauf übernachteten wir am kleineren Nachbarsee, dem Lake Hawea. Wir fanden einen abgeschiedenen DOC Zeltplatz direkt am See. Um zumindest einen Eindruck von der Passstraße zur Westküste über den Haast Pass zu bekommen, fuhren wir tags drauf in diese Richtung. Die kurvenreiche Straße bescherte uns wunderschöne Blicke über den Lake Wanaka an dessen Ufer sie sich vorbeischlängelt. Das Wetter wurde im Verlauf immer schlechter und passte sich der Westküste an. Kurz vor dem Pass regnete es wirklich in Strömen mit wenig Sicht, so dass eine Weiterfahrt keinen Sinn mehr machte. Hier drehten wir also um und fuhren eine lange Etappe zum Lake Pukaki. Das Wetter wurde mit jedem Kilometer besser. Der See empfing uns mit seinem surrealen türkisfarbenem Gletscherwasser bei strahlendem Sonnenschein. Wir übernachteten an einem freien Campingplatz mit Blick auf den See. Am Abend konnte man sogar Mount Cook sehen, der sich sonst gerne in Wolken hüllt. Mit 3724 Metern ist es der höchste Berg Neuseelands.

Am nächsten Tag fuhren wir zum Mount Cook Nationalpark immer entlang des Sees. Wir wanderten den Glacier Lake Trek mit Aussicht auf den Gletscher und den angrenzenden See mit einzelnen übriggebliebenen Eisbergen.

Die Nacht verbrachten wir auf dem DOC Zeltplatz White Horse Hill in Nachbarschaft der Berge. Der Sternenhimmel war in dieser Nacht fantastisch. Gelegentlich hörten wir das Donnern von Lawinen in sicherem Abstand. Mit gefühlt allen Touristen in Neuseeland gingen wir Kolonne am nächsten Tag den Hooker Valley Trek. Dieser führte uns bei strahlend blauem Himmel durch die Bergkulisse zu einem Gletscher mit angrenzendem Gletschersee. Schon im Laufe des Tages nahm der Wind weiter zu. Nachmittags wanderte Micha noch mit Jonathan den kurzen Kea Trek. Nachts wurde unser Wohnmobil dann durchgeschüttelt. Micha nutzte die letzten Freiminuten mit Freunden und Familie zu telefonieren. Wie surreal mitten in den Bergen, nachts bei Sturm eine störungsfreie Verbindung nach Deutschland ;-).

Da der Wind weiter zunahm und Regen für mittags angekündigt war fuhren wir zügig zum Lake Tekapo. Auf dem Weg besuchten wir noch eine Lachsfarm, fütterten die Fische und kauften frischen Lachs. Die Fahrt zum Lake Tekapo war bereits sehr anstrengend, da das Wohnmobil doch sehr windanfällig ist, aber am See war es wirklich nicht angenehm. Wir machten eine Pause und schossen ein paar Fotos von den wunderschönen Lupinenfeldern am Ufer und setzten unseren Weg fort. Mit Fairley fanden wir einen windstillen Ort mit einem netten familiären Campingplatz mit schönem Kinderspielplatz. Berühmt ist der Ort für seine Bäckerei, die auch für uns sehr leckere Blätterteigkuchen produzierte. Hier entspannten wir, taten nichts, ließen es langsam angehen, füllten alle Batterien wieder auf und schrieben ein paar Berichte ;-).