Im Norden von Laos – Entschleunigung

Im Norden Thailands fuhren wir mit dem Bus (Chiang Mai über Chiang Rai) über die vierte thailändisch-laotische Freundschaftsbrücke in das kleine unscheinbare Grenzstädtchen Ban Houayxay in Laos. Trotz aller Warnungen im Internet klappte der Grenzübergang ohne Probleme und der Busfahrer wartete bis wir alle Formalitäten erledigt hatten.

Ein sogenanntes Slow-Boat brachte uns über den Mekong in zwei Tagen mit Stop in Pakbeng nach Luang Prabang. Diese Boote sind zirka 25 m lang, haben einen geringen Tiefgang, sind mit ausgebauten Bussitzen bestuhlt und werden von einem Motor angetrieben. Als Fender dienen armdicke Äste, die ganz getreu laotischer Seemanschaft immer am Dach befestigt runterhängen und sich gerne auch im Nachbarboot verfangen. Gesteuert wird von vorne mit einem Steuerrad und Pedalen. Zusammen mit zahlreichen Touristen und einigen Einheimischen tuckerten wir in gemütlichem Tempo vorbei an Dschungellandschaft rechts in Thailand und links in Laos. Zum Teil gab es auf beiden Seiten Sandstrände, die von Kühen zum Trinken genutzt wurden. Immer mal wieder legten wir „laotisch an“ – entweder, indem wir auf das Ufer fuhren oder die Fender nutzend an anderen Booten. Der Mekong war hier vielleicht 80 m breit, verjüngte sich jedoch immer mal wieder bzw. Felsen ragten aus dem Wasser, so dass die eigentliche Fahrrinne sehr eng geworden ist. Die Einheimischen winkten uns freundlich von ihren Dörfern am Fluss zu.

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Gelegentlich wurden wir lautstark von Speed-Booten überholt. Diese Boote kommen einem Himmelfahrtskommando gleich und Unfälle sind häufig. Die wenigen Insassen tragen Helme zum Schutz vor Spritzwasser und Lärm und man kann sich kaum vorstellen, dass die Bootsführer bei der Geschwindigkeit alle Felsen rechtzeitig sehen.

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Wie dem auch sei, wir genossen das langsame dahingleiten und die Entschleunigung der Reise in unserem Slow-Boat. So verbrachten wir die letzten beiden Tagen im Jahr 2016 auf unserem Slow Boat und ließen das Jahr mit unseren „Jahresrückblicksfragen“ Revue passieren. Es war schön wie viel Zeit mit innigen Gesprächen miteinander zu verbringen und intensiv auszutauschen, u.a.:

  • Welches waren die 3 größten Geschenke in diesem Jahr?
  • Wer waren die 5 wichtigsten Menschen für mich und wissen diese das?
  • Was habe ich in diesem Jahr über mich gelernt?
  • Was waren meine größten Erfolge in diesem Jahr?
  • Wofür bin ich in diesem Jahr besonders dankbar?
  • Wenn dies die letzten Wochen meines Lebens wären, was würde ich verändern wollen?

Luang Prabang ist die Stadt der Tempel und der französischen Kolonialbauten. Wir besichtigten den kleinen Ort und frühstückten französische Baguettes entspannt am Ufer des Mekong. Sylvester haben wir zusammen mit vielen anderen Touristen in einer verrückten Bar gefeiert. Es gab ein großes Feuer, um das wir zu Elektromusik tanzten. Auf Feuerwerk mussten wir leider dieses Jahr verzichten. Auch wenn sich an diesem Tag keiner an die in Laos noch immer geltende Sperrstunde ab 23:30 hielt, waren wir von der Bootsfahrt ziemlich erschöpft und gingen relativ früh ins Bett. Zum Jahresbeginn machten wir einen Ausflug zum nahegelegenen Wasserfall. Obwohl wir schon viele Wasserfälle gesehen haben, war dieser mit seinem bläulichen Wasser und Becken, die zum Teil fürs Baden freigegeben waren,  besonders schön.

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Am letzten Tag vor unserer Abreise regnete es ziemlich stark. Während wir noch überlegten, wie wir zum Abendessen ohne komplett naß zu werden in die Stadt kommen, wurden wir spontan von dem chinesischen Besitzer unseres Hostels eingeladen mit ihm und seinen Angestellten zu essen. Wir waren total überrascht und nahmen die Einladung zum interkulturellen Essen gerne an.

Unser nächstes Ziel war Vang Vieng. Das kleine Städtchen war vor Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil hier beim sogenannten „Tubing“ regelmäßig Touristen gestorben sind. Auf internationale Kritik hin wurden viele der Bars entlang des Flusses geschlossen und der Drogenkonsum härter verfolgt. Geblieben sind allerdings die zahlreichen Gasthäuser und Bars, die nachts die Stadt beschallen. Wir wohnten bewusst außerhalb, um dem Trubel zu entgehen und die Schönheit der Natur mehr genießen zu können. Umgeben ist das Städtchen von malerischen Karst-Bergen inmitten von Dschungel, was ihm ein besonderes Flair verleiht.

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Natürlich wollten wir auch das Tubing ausprobieren. Also liehen wir uns zwei Autoreifen und ließen uns von außerhalb der Stadt gemütlich über insgesamt 4 Stunden zurück in den Ort treiben. Auf der ganzen Strecke sind aktuell nur noch zwei Bars geöffnet und man kann sich kaum das Ausmaß des Treibens vor Jahren vorstellen. Wir hielten an den Bars an und spielten Volleyball, Tischtennis, Boule und Basketball. Zum Teil waren wir allein auf dem Fluss, wurden aber um die Mittagszeit immer öfters von Kanufahrern überholt, Strömungen gab es kaum und den wenigen Felsen konnten wir gut ausweichen. Der Blick auf die Berge in unmittelbarer Flussnähe war einmalig. Wir kamen noch an einer Kletterwand vorbei.  Fast hätte  Michael dort auf eine kleine Schlange getreten, deren Hautfarbe  dem Boden sehr ähnlich war. Aber zum Glück nur fast 🙂

Über eine phantastische Bergstraße mit atemberaubenden Aussichten auf die Berge ging es in die beschauliche Hauptstadt, Vientiane, in der nur 350.000 Einwohner leben. Hier gab es wieder Überbleibsel der Kolonialzeit zu genießen, wie leckere französische Bäckereien und Restaurants, den Triumphbogen und viele Kolonialbauten. Wenige Minuten vor der Schließung des Triumphbogens konnten wir auf der Aussichtsplattform noch unseren ersten Geocache in Laos finden.

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Tags drauf besuchten wir das COPE (Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise) -Besucherzentrum mit angeschlossener Ausstellung. Die Ausstellung dokumentiert, wie viele inzwischen verbotene Streubomben von der amerikanischen Armee während des Vietnamkrieges über dem neutralen Laos abgeworfen wurden, zum Teil, um den Ho-Chi-Minh-Pfad zu zerstören, die Kommunisten in Laos zu bekämpfen oder schlicht, weil sie ihre Ziele in Vietnam nicht erreicht hatten und mit den Bomben nicht wieder landen durften. Mit 270 Millionen einzelnen  Bomben gehört Laos zu den am meisten bombardierten Ländern der Welt. Ca. 30% dieser zum Teil nur apfelsinengroßen Bomben sind dabei nicht explodiert. Sie stellen eine immense Gefahr für die Zivilbevölkerung da, insbesondere für spielende Kinder, bei der Landwirtschaft und beim Feuermachen. Eine bedrückende Ausstellung, wenn man bedenkt, welche immensen Folgen der Krieg Jahrzehnte später noch für die meist sehr armen Laoten hat.

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Im Gegensatz zu unseren bisherigen Reiseländern haben wir zu Laos und den Laoten keine so innige Verbindung aufbauen können. Das mag zum Einen an den geringen Englischkenntnissen der Laoten gelegen haben, zum Anderen vielleicht auch an unserer Reisekrankheit. Gleichzeitig haben wir die Busfahrten über recht schlechte Straßen als sehr anstrengend erlebt. Somit änderten wir unsere Pläne und verkürzten unseren Aufenthalt in Laos.