Battambang und Phnom Penh

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön…und ganz besonders schön auf dem Tonle Sap See und Fluss zwischen Siem Reap und Battambang. Wir fuhren an schwimmenden Dörfern vorbei und bekamen Einblicke in das Leben der Menschen, die am größten See Südostasiens „Tonle Sap“ ein Haus auf Stelzen bewohnen. Es war grandios, dass wir zu den glücklichen Touristen gehörten, die Teile der Fahrt auf dem Bootsdach bei frischen Wand, Sonne und tollem Ausblick erleben konnten.

Gegen Mitte der Fahrt wurden wir jedoch vom Dach „vertrieben“, da das Boot in den kleineren Flüssen heftig schwankte. Auf der Fahrt lernten wir mehrere andere Reisende kennen (Lydia aus Hamburg & Matt aus Kanada, der in Shanghai lebt) und hatten eine schöne Panoramafahrt zusammen. Da der Wasserstand recht niedrig war, blieben wir ein paarmal stecken und unsere Bootsführer nutzten Paddel oder schoben uns an, um das Boot wieder frei zu gekommen. Da die Fahrt mehr ein Abenteuererlebnis, als ein reiner Transport ist, konnte vorher niemand so recht sagen, wie lange wir unterwegs sind. Uns war das total egal – vielleicht haben wir inzwischen verlernt diese Frage zu stellen. 🙂

In Battambang schlossen wir uns spontan mit unseren neuen Reisebekannten, Lydia und Matt, zusammen und verabredeten uns zum gemeinsamen Sightseeing. Morgens fuhren wir zu viert auf einem Bambuszug, der lediglich aus 2 Achsen, einer Bambusplatte und einem Benzinmotor bestand. Die alte 7km lange Zugstrecke war einspurig, so dass wir bei Gegenverkehr absteigen, abbauen und nach dem Überholmanöver wieder aufbauen mussten. Wir kamen bei 30-40 km/h auf den zum Teil deutlich verzogenen Schienen ganz schön ins Schwitzen und vertrauten, dass wir zu viert schwer genug waren, um nicht zu entgleisen… :-). Das Video vermittelt einen Eindruck wie wir uns auf der ruckeligen Fahrt fühlten:

Nachmittags zeigte uns unser Tuk-Tuk-Fahrer sehr schöne alte französische Kolonialbauten und Tempel.

Anschließend  fuhren wir zu einer Höhle, wo über 10.000 Kambodschaner zu Zeiten der roten Khmer getötet wurden. Später lernten wir in Phnom Penh, dass es sehr viele solcher geheimen Orte im ganzen Land gab. Dieser Ort hat uns betroffen gemacht und motiviert mehr über die Geschichte dieses Landes zu erfahren.

Zum Sonnenuntergang fuhr uns unser Tuk-Tuk-Fahrer an einen besonders einsamen Ort, wo wir fernab von den anderen Touristen Millionen von Fledermäusen aus einer Höhle fliegen sehen konnten. Das war ein Highlight und ein sehr schöner Tagesausklang mitten in idyllischer Natur. In unserem Video könnt Ihr einen Eindruck über das Spektakel gewinnen.

Abends lud uns Lydia zum Ausklang in ihr Hostel auf ein Glas Bier mit Blick über den Fluß ein. Zeitgleich fand dort ein Pubquiz statt und Micha hatte Spaß beim Filmeraten. Von Matt bekamen wir einen Eindruck von der chinesischen Kultur und erfuhren, dass in China die Digitalisierung schon so weit vorangeschritten ist, dass Einkäufe über eine Handy-App bezahlt werden und Bargeld kaum noch genutzt wird. Mal sehen, wie schnell diese Entwicklung auch in Europa Fuß fasst.
Da wir zu viert so viel Spaß hatten, verabredeten wir uns am nächsten Tag noch zum Brunch. Vor dem Brunch schlossen wir uns dem Frühsport vieler Kambodschaner am Fluß an. Nach einer kurzen Joggingstrecke probierten wir ein paar öffentliche Fitnessgeräte unter freiem Himmel aus und stillten unseren Sportdurst. Unser Silvestervorsatz mehr Sport zu treiben war in diesem schönen Setting so wunderbar und einfach umzusetzen. Wir bleiben dran. 🙂

Da das kambodschanische Essen uns so gut schmeckte, meldeten wir uns spontan zu einen Kochkurs an. Dort lernten wir das Nationalgericht Fisch Amok zuzubereiten, Frühlingsrollen mit Reispapier selbst zu rollen und grünen Mangosalat und einen leckeren Kokosnußnachtisch zu kochen.

Wir freuen uns schon aufs Nachkochen zuhause und laden gern experimentierfreudige und mutige Gourmets ein. Der Asia-Supermarkt in Köln wird sicher ein guter Anlaufpunkt beim Einkaufen der Zutaten sein.
Nun stand ein Besuch der Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh, an. Wir fanden ein sehr zentral gelegenes, kleines Design-Hotel „Suite Home Boutique Hotel“, ein Ort zum Wohlfühlen im Großstadttrubel der 1,5 Millionen Einwohner-Stadt.
Bewegende historische Orte bei unserem Besuch waren das S21-Museum (Toul-Sleng)  und die so genannten Killing Fields (Choeung Ek).  Das S21-Museum ist eine alte Schule, die von den roten Khmer zum geheimen Foltergefängnis umgebaut wurde.

Wir lernten mit unserem Audioguide, dass an diesem Ort bis zu 20.000 Menschen zwischen 1975 und 1978 inhaftiert und auf brutalste Art gefoltert wurden. Die roten Khmer sammelten Pseudo-Geständnisse, um die Insassen anschließend hinzurichten. So erfanden die Insassen täglich Geständnisse, um weitere Folter zu vermeiden. Die Menschen wurden in LKWs 20km außerhalb von Phnom Penh befördert und auf den Killing Fields auf grausame Art getötet. Heute strahlen die killing fields Naturidylle aus, die im starken Gegensatz zu den Gräueltaten der Vergangenheit stehen. Als Gedenkstätte dient heute eine Pagode, die die Knochen der Opfer enthält, die hier starben.

Insgesamt starben über ein Viertel der gesamten kambodschanischen Bevölkerung unter dem Regime von Pol Pot, dem Anführer der roten Khmer. Seine Idee vom Bauernstaat, der mit Vertreibung der Menschen aus den Städten begann, kostete Millionen Menschen das Leben. Das Regime sah überall Feinde, am Ende auch zunehmend in den eigenen Reihen. Ein Großteil der kambodschanischen Bevölkerung hat dabei Familienmitglieder verloren. Heute gibt es Angebote zur Traumatherapie, Meditation etc., um die Bevölkerung zu unterstützen mit ihrer Vergangenheit Frieden zu schließen. Die Schreckensherrschaft der roten Khmer wurde 1979 durch den schnellen Einmarsch von Vietnam beendet. Erst in den letzten Jahren wurde die Vergangenheit juristisch aufgearbeitet und einzelne noch lebende Verantwortliche verurteilt. Nach diesen schecklichen Orten brauchten wir erst mal etwas Ruhe, um die Eindrücke zu verarbeiten.

Bei einem Spaziergang durch die Hauptstadt erlebten wir ein quirliges Treiben und luxuriöse Villen neben sehr ärmlichen Wohnungen. Ein bunter Mix, laut, quirlig und sympathisch.
Schön anzusehen war das abentliche bunte Treiben vor dem Royal Palace von Einheimischen und Mönchen, die vor dem Palast auf einer großen Wiese picknickten.

An einem Street Food Stand war Micha so mutig eine gebratene Vogelspinne zu kaufen und zu probieren. Lecker ist anders, aber eine Erfahrung. 😉

An unserem letzten Abend in Kambodschas Hauptstadt erkundeten wir noch einen ganz besonders coolen Ort, die „Mansion Historic Bar“. In einer eindrucksvollen, angeschimmelten französischen Kolonialvilla ist hier eine Bar entstanden. Wir erlebten sie ganz für uns alleine, da sie eigentlich geschlossen war, aber der versteckte Hintereingang offen stand und nur ein paar Kellner die Spuren vom letzten Abend aufräumten.  So erlebten wir diese Megakulisse ganz alleine und fühlten uns wie im Film (Danke, Matt, für diesen Tipp!).