Nördlich von Auckland: Farmland, Sandboarding und Kauribäume
Unser Wohnmobil-Abenteuer startete mit mehreren Geschenken. Zunächst hatten wir das Glück ein komplett neues Wohnmobil von unserem Vermieter (Mc Rent) zu bekommen. Auf der anderen Seite machte uns das auch etwas Sorgen, wegen möglicher Kratzer und wegen möglicher kleiner Unfälle beim Füttern von Jonathan, aber die Freude überwog. Wir bekamen einen passenden und sicheren Babysitz für Jonathan. Darüber hinaus erhielten wir von der deutschen Sales Managerin Claudia super viele Insidertipps für Ausflugsziele.
So kam es, dass wir spontan anders als ursprünglich geplant, unsere Route nach Norden starteten. Micha war ein großartiger Fahrer, der uns geschickt im Linksverkehr über die teils vierspurigen Autobahnen durch Auckland manövrierte. Barbara stockte manchmal der Atem, weil die Straßen oft schmaler waren als wir erwartet hatten und unser Wohnmobil fast die komplette Spur ausfüllte (vor allem auf der langen Stadtbrücke). Nichts für schwache Nerven ;-). Ein total verschiedenes Fahrerlebnis zu den breiten Straßen bei unseren letzten Wohnmobilurlaub in Alaska.
Unser erster Campingplatz war der DOC Campingplatz Uretiti Beach. Wir parkten unser Wohnmobil direkt hinter Dünen am Strand und starteten zum Strand durch. Es war ein wunderschönes Setting und wir genossen den frischen Wind um die Nase, das Meeresrauschen und Jonathan erkundete krabbelnd den Sandstrand. Highlight für ihn war ein vergessener kleiner Campingstuhl, an dem er sich hochziehen konnte und alle Stangen genau untersuchte. Wir merkten, dass unser spätes Ankommen am Ziel dazu führte, dass Jonathan abends sehr aufgeregt war, schlecht einschlafen konnte und die ersten Nächte im Wohnmobil recht anstrengend für uns wurden.
Am nächsten Tag ging es nach einem Großeinkauf weiter zur Bay of Islands zu den Orten Pahia und Waitangi. Dort ist die Geburtsstunde von Neuseeland, da in Waitangi im Jahr 1840 die Ureinwohner (Maori) einen Vertrag mit England schlossen und englische Kolonie wurden. Wir übernachteten auf dem zentral gelegenen Holiday Park Campingplatz in Waitangi und hatten einen schönen Blick aufs Meer. Ein Highlight war hier ein riesiges Trampolin, auf dem Barbara sich wie ein glückliches kleines Mädchen fühlte und mit Jonathan um die Wette strahlte.
Von Pahia wollten wir ein Gefühl für die Bay of Islands bekommen und nahmen eine 15-minütige Fähre zur kleinen idyllischen vorgelagerten Insel Russel. Schon auf der kurzen Fährfahrt sahen wir einige kleine Inseln im Meer und wurden an die Ha Long Bucht in Vietnam erinnert. In Russel wanderten wir zu einem wunderschönen Aussichtspunkt mit 360Grad Blick über die Bay of Islands. Auf dem Weg waren wir ganz aufgeregt, als wir unseren ersten Kiwi-Vogel in einer Art Urwald sahen. Witzigerweise graste er gerade direkt neben einem Schild mit der Aufschrift “Kiwi Area”. Das machte es auch für uns “Vogel-Laien” einfach den Kiwi schnell zu bestimmen ;-).
Da wir alle Drei inzwischen große Fans von Fish und Chips sind, genossen wir eine große Portion fangfrischen Fisch auf der Insel. Anders als möglicherweise im Babyratgeber zum Thema Essen empfohlen, isst Jonathan zumindest den gebackenen Fisch auch sehr gerne mit.
Auf der Weiterfahrt machten wir die Erfahrung, wie wichtig es ist sich die Straßenkarte bei einem Ziel genauer anzuschauen. 20km Schotterstraße zu einem Campingplatz mitten im Wald im Landesinneren wollten wir bei Regen doch nicht riskieren. Laut Versicherungsbedingungen sind wir nur auf asphaltierten Straßen versichert (auch wieder ein Unterschied zu Alaska). Ehrlicherweise erreich man viele Campingplätze nur über kurze Schotterstraßen, aber diese Distanz war uns dann einfach zu viel. Kurzerhand suchte Barbara mit Hilfe unserer Camping-App Rankers Camper einen neuen Campingplatz raus. Wir landeten auf einem kleinen Bauernhof kurz vor der Stadt Opononi mit blühenden Apfel- und Zitronenbäumen und durften bei der Schaffütterung dabei sein.
Der folgende Tag war ein grandioser Familienspaß. In Opononi entschieden wir uns spontan auf Empfehlung unserer neuseeländischen Gastgeberin vom Bauernhof einen Ausflug zum Sandboarding zu machen. Das Abenteuer begann mit einer kurzen Schnellbootfahrt zur Sanddüne. Der Fahrer drehte für uns sogar nochmal um, da wir sonst – trotz Laufen zum Anleger – das Boot verpasst hätten. Dann schnappten wir uns Surfbretter und testeten nacheinander das Rutschen über den Sand. Jonathan beobachtete unser Vergnügen und hatte auch seine Freude im Sand. Wir haben ihn auch mal auf ein Board gelegt und durch den Sand geschoben – da war der Kleine hellauf begeistert.
Das tolle beim Reisen mit dem Wohnmobil in Neuseeland ist, das die Vielfalt der Landschaft enorm groß ist. 30min Fahrt nachdem wir die Sanddüne verlassen haben, waren wir mitten im Urwald und besichtigten die riesigen Kauri-Bäume. Der größte und älteste Baum ist 1200 Jahre alt, 50m hoch und hat einen Durchmesser von 13 Metern. Er wirkt total majestätisch und ragt erhaben über die Baumwipfel hinaus. Schon bei der Betrachtung strahlt der Baum Ruhe und Gelassenheit aus. Traurig nur, dass von diesen Riesenbäumen durch Abholzung nur so wenige in Neuseeland übriggeblieben sind.
Gewöhnung in neuer Umgebung braucht Zeit. Zum Glück haben wir ein großes Doppelbett im hinteren Bereich und können alle nebeneinander quer schlafen und somit für “Rausfallschutz” sorgen. Für Jonathan haben wir mit Decken ein kleines Nestchen an der Wand gebaut und er mag seinen neuen Schlafplatz. Die erste Woche im Wohnmobil war eine krasse Umstellung für uns Drei und wir mussten neue Routinen beim Essenkochen, Tagesablauf und Sicherung von Jonathans Schlafplatz entwickeln. Jonathan hat uns sehr direkt gezeigt, wo es Grenzen gibt und wann seine Bedürfnisse gestillt werden wollen. Unsere Lernkurve war steil und wir waren gefordert flexibel zu schauen, wie wir unsere Bedürfnisse und Wünsche unter einen Hut bringen. Zum Teil waren wir abends total erschöpft und überlegten immer wieder, was wir wie ändern können, um alle einen entspannten Tag zu haben. Wir schauen, dass wir Jonathan genügend Gelegenheit zum Krabbeln und Erkunden geben und möglichst unsere Fahrzeiten auf seine Schlafenszeiten legen.