Entlang der Ostküste der Südinsel: Steampunk, Pinguine, Robben und Albatrosse

Wir verabschiedeten uns aus dem Norden der Südinsel und setzten unsere Reise über das Landesinnere nach Süden fort. Da die Wettervorhersage Dauerregen für die Westküste vorhersagte, aber dagegen an der Ostküste vermehrt Sonne angesagt war, änderten wir unsere geplante Route für den Rest der Reise kurzerhand und drehten den kompletten Reiseplan um. 

Durch eine schöne Hügellandschaft und ausgedehnte Waldgebiete mit wenig Zivilisation ging es über den am Fluss gelegenen Campside in Murchison zu dem kleinen Küstenort Gore Bay. Entlang der Ostküste fuhren wir nach Süden und benutzen dabei – wann immer möglich – die schönen scenic-roads als Umgehung des Highways. Wir erlebten schöne, entspannte Abende an kleinen Stränden, aber auch eine extrem stürmische Nacht weiter im Landesinneren. Barbara hatte eine schlaflose Nacht und wunderte sich, dass unser Wohnmobil wie ein Boot schwanken konnte. Die Flüsse im Landesinneren, die auf den Postkarten immer so türkis aussehen, waren grau gefärbt vom Schutt der Regenfälle im Westen. Insgesamt fuhren wir lange Abschnitte mit dem Wohnmobil und dieser Teil der Reise fühlte sich etwas anstrengend an. Wir umfuhren Christchurch und landeten schließlich in dem bemerkenswerten Städtchen Oamaru.

Zum einen ist die Stadt bekannt durch ihre in der Blütezeit des Handels errichteten viktorianischen Gebäude aus lokalem Kalkstein. Heute lebt in diesen Bauten vor allem das Künstlerhandwerk und traditionelle Handwerksberufe für touristische Zwecke fort. Wir waren begeistert von einem Künstler der Kalksteinskulpturen herstellte. Ihn konnten wir bei der Arbeit beobachten und sein Atelier besuchen. Am Ende der Hafenstraße gab es einen traditionellen Becker. Hier kauften wir wirklich leckeres dunkles Körnerbrot, um unsere Tiefkühltruhe zu füllen. Brot, wie wir es aus Deutschland kennen, ist insgesamt in Neuseeland schwer zu finden, wenn man nicht Toast in allen Variationen essen möchte. Unser Fund war also ein Highlight für die ganze Familie!

Oamaru hat sich in den letzten Jahren zur Steampunk Hauptstadt entwickelt. Wir hatten noch nie vorher von Steampunk gehört. Laut Wikipedia hat sich Steampunk aus einer literarischen Strömung zu einem Genre bis zu einer Subkultur entwickelt. Es werden futuristische Funktionen mit Mitteln des viktorianischen Zeitalters verknüpft. Die Dampfmaschine nimmt dabei einen zentralen Aspekt ein. Das Headquarter enthält als Museum ein bizarres Sammelsurium dieser Apparate. Es war ein riesiger Spaß an Knöpfen zu drehen und Hebeln zu ziehen und zu erleben, was dann passierte. Ganz am Ende wurden wir mittels einer voll verspiegelten Maschine mit bunten Lichtern in eine alternative Realität transportiert, in der wir nun unsere Reise und unser Leben fortsetzen ;-).

Das dritte Highlight von Oamaru waren die süßen, kleinen Zwergpinguine. Diese kommen abends zurück an die Küste der Stadt, um ihre Jungen im Nest zu versorgen. Ein großes Spektakel, dass man auch außerhalb der von Chinesen dominierten Tribüne beobachten kann. Barbara hat sogar direkt am Campingplatz Pinguine gesehen. Bevor wir sie sehen konnten, erkannten wir die Pinguine an ihrem aufgeregten Schnattern.

In Moeraki sahen wir uns die faszinierenden, großen, rundlichen Steinformationen am Strand an, die entsprechend der Maori Legende hier vom Meer angespült zu sein scheinen. Sie sehen aus wie steinerne, überdimensionale Fußbälle. Wissenschaftlich sind sie durch Zementation entstanden und nun durch Erosion freigelegt worden. In jedem Fall geben sie ein prima Fotomotiv ab. Neben den Steinen hatte sich ein großer Seelöwe niedergelassen, den wir in gebührendem Abstand bewundert haben. Leider galt das allerdings nicht für alle Besucher. Wir wunderten uns über so manch nahen Kontakt von anderen Touristen.

Eine kurze Wegstrecke weiter nach Süden lag der Katiki Point. Hier haben wir auf einer wildromantischen Landzunge zahlreiche Robben aus nächster Nähe bestaunen können. Zum Teil war es echt schwierig die Tiere im Grass, dass sich an die Klippen anschloss, zu entdecken. Interessant, wie weit sie die Steine und das Grass hochklettern, um sich in der Sonne aufzuwärmen.

An einem regnerischen Tag fuhren wir weiter in das schottisch geprägte Städtchen Dunedin. Der Bahnsteig wirkte wie direkt aus „Harry Potter“ entsprungen und das Bahnhofsgebäude war reich verziert. Jonathans Highlight war das Dunedin Museum, dass äußerst kinderfreundlich gestaltet war und alle Ausstellungen unten mit Glas gesichert waren, so dass er frei krabbeln konnte. Nach so viel Bewegung fiel er abends erschöpft ins Bett und schlief überdurchschnittlich lange.

Das wahre Highlight der Gegend war jedoch die angrenzende Otago Peninsula, eine vorgelagerte Halbinsel. Hier verbrachten wir Jonathans ersten Geburtstag. Nach einem ausgedehnten Geburtstagsfrühstück mit Singen und Geschenken fuhren wir zum Sandfly Beach. Eine malerische Dünenlandschaft, die aufgrund des Windes, der uns die Tränen in die Augen trieb, zum Glück aktuell völlig sandfliegenfrei war. Aber lieber Wind als Sandflies ;-). Anschließend fuhren wir zum Nordzipfel der Halbinsel, an dem es eine große Albatros-Kolonie gab. Weil es auch hier extrem windig war, konnten wir zahlreiche dieser majestätischen Vögel beim Fliegen beobachten. Aufgrund ihrer Größe sind sie auf Wind beim Starten angewiesen. Jonathan war auch fasziniert von den Tausenden von Möwen, die hier lebten und ein großes Spektakel veranstalteten. Anstelle von Geburtstagskuchen gab es zum ersten Geburtstag Bananenpfannkuchen, den er mit Leidenschaft verspeiste. Wir hatten das Gefühl, dass er merkte, dass heute ein besonderer Tag für ihn war und strahle bei mehreren Happy Birthday Gesängen für ihn. Vielen lieben Dank an dieser Stelle für alle Grüße und Glückwünsche!