Angkor – Perle Kambodschas

Als nächstes reisten wir nach Kambodscha, das Land der Khmer. Wir buchten einen Flug mit Zwischenstopp in Bangkok. Dort trafen wir spontan unsere Freunde, Jess und Chris, die wir auf dem Motorradloop nahe Chiang Mai kennengelernt hatten, zum Abendessen. Da Michas Schuhe inzwischen fast auseinanderfielen und Super-Glue – der lokale Sekundenkleber – auch nur noch eine Lösung auf Zeit war, nutzen wir die gigantischen Malls in Bangkok zum Schuh-Shopping. Es war eine wirkliche Herausforderung Schuhe in Grösse 47 zu finden, aber mit Ausdauer und Geduld gelang es uns schließlich rote Turnschuhe für Micha zu finden. Es folgte eine Hightech-Erfahrung der besonderen Art, nämlich unser Besuch im 4D-Kino (mit beweglichen Sitzen, Geruch, Wind und 3D-Brille), wo wir nachmittags in einem fast leeren Kino „The Great Wall“ sahen. Zum Abschluss genossen wir auf einer Rooftop-Bar im 37. Stock bei einem Gläschen Wein den Blick über die beleuchtete Stadt.

Unsere Reise durch Kambodscha begannen wir in der Stadt Siem Reap, die uns als Ausgangspunkt zum berühmten Weltkulturerbe Angkor diente. Angkor war vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des Khmer-Reiches Kambuja und beherbergt die grösste Tempelanlage der Welt mit über 1000 entdeckten Tempeln zur Zeit. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Blütezeit im 12. Jahrhundert in diesem über 1000 Quadratkilometer großen Areal von Angkor zirka eine Millionen Menschen gelebt haben. Angkor war damals die größte Stadt der Welt. Da die einfachen Häuser aus Holz gebaut waren, haben nur die Tempel aus Sand- und Lavagestein die Zeit überstanden.

Da es tagsüber in Siem Reap sehr warm wird, mit Temperaturen über 30 Grad, gönnten wir uns den Luxus eines Hotels mit Pool und Klimaanlage. Das Golden Mango Inn lag etwas außerhalb der Stadt und war eine schöne Oase zum Abkühlen mit sehr herzlichem Personal. Wir ließen uns genügend Zeit zur Erkundung dieses magischen Ortes: 3 Tage fuhren wir im Tuk-Tuk durch die Tempelanlagen. An diesem Ort war es hilfreich von der klassischen Besuchsreihenfolge abzuweichen, um den Massen zu entkommen, was uns überaus gut gelungen ist.
Unser Fazit vorweg: Wenn man etwas lernen kann an diesem historischen Ort, dann ist es Demut: Demut vor der Größe menschlichen Schaffens, aber auch von seiner Vergänglichkeit.

Um einen guten Überblick über die riesige Anlage zu bekommen, entschieden wir uns für die Reihenfolge von außen nach innen mit dem Highlight des größten und bekanntesten Tempels, Angkor Wat, am Ende.

Am ersten Tag erkundeten wir vormittags die weiter entfernten Tempel auf der großen Tour mit dem Uhrzeigersinn (von Preah Khan bis Pre Rup). Gut gefallen hat uns der Tempel Neak Pean, der komplett von Wasser umgeben ist und über eine lange Bambusbrücke erreicht werden kann. Nachmittags schauten wir uns die ältesten Tempel der Roluos Group an, bevor wir den Sonnenuntergang vor Angkor Wat betrachteten.

Der nächste Tag begann mit frühen Aufstehen um 4 Uhr morgens, um gegen 5:15 Uhr zum Sonnenaufgang vor Angkor Wat zu sein. Der frühe Start hatte sich gelohnt, denn wir ergatterten einen Sitzplatz in erster Reihe vor einem kleinen See und frühstückten dort, während sich die Reihen hinter uns füllten. Hier entstanden viele schöne Fotos mit dem Spiegelbild von Angkor Wat in dem kleinen See voller Seerosen, die uns an diesen malerischen Moment erinnern werden. Micha durfte im Laufe des Morgens spontan seine Fähigkeiten in Erster-Hilfe bei einer spanischen Touristin unter Beweis stellen. Anschließend stärkten wir uns mit frischem Kokosnusswasser und fuhren dann weiter zu dem so genannten Tomb Rider Tempel, Ta Prohm. Bei diesem Tempel sieht man, was mit der Anlage passiert, wenn sich jahrhundertelang niemand um die Anlage kümmert (wie vor der „Wiederentdeckung“ durch die Franzosen im 19. Jahrhundert). Diverse riesige Bäume haben ihre Wurzeln in den Mauern verankert und sind „eins“ mit dem Tempel geworden. Absolut beeindruckende Fotokulisse! Die Natur hat diesen Platz zurückerobert. 😉
Stadtauswärts schauen wir uns auf dem Weg zum Lady Tempel, Banteay Srey, das Landminen-Museum an. Ein Ort, der die gewalttätige und traurige Geschichte Kambodschas anschaulich zeigt. Hier hat ein ehemaliger Soldat, der selbst Landminen im Krieg verteilt hat, eine Ausstellung geschaffen, in der er einerseits die Öffentlichkeit über das tragische Ausmaß der Landminen in Kambodscha aufklärt, andererseits über seine eigene Firma berichtet, die sich um Minenräumung kümmert. Wir sahen einen bewegenden Lebensweg eines Menschen, der seine Bestimmung gefunden hat. Durch seine bewegte Geschichte gehört Kambotscha zu den am meisten vermienten Ländern der Welt und die Entfernung verbliebener Landminen ist Voraussetzung für eine sichere Zukunft.

Nachmittags fuhren wir dann zum Lady Tempel, der besonders durch seine filigranen Reliefs besticht. Wahnsinn zu welchen Kunstwerken der Mensch im 12. Jahrhundert bereits fähig war! Wir genossen diesen Tempel gegen 13 Uhr mit wenigen anderen Reisenden.
Traurig ist es zu sehen, dass junge Kinder an fast allen Tempeln Souvenirs anbieten und – statt in die Schule zu gehen – hier bereits zum Geldverdienen bzw. Betteln eingesetzt werden.

Am dritten Tag erkundeten wir morgens in aller Ruhe Angkor Wat mit einem lokalen Führer. Diese Anlage hat eine Fläche von 1,5km mal 1,7km. Wir lernten viele interessante Hintergründe zur Geschichte und dem Bau der Tempel.
Seit Angkor zum Unesco Weltkulturerbe gehört, werden die Tempel mit dem Ursprungsmaterial Sandstein restauriert. In der Kolonialzeit wurden die Tempel noch mit Beton restauriert, der nun Stück für Stück entfernt wird. Die Restauration ist eine Lebensaufgabe, die aufgrund der Fläche und Anzahl der Tempel wahrscheinlich nie enden wird.

Nachmittags ging es dann zur alten Hauptstadt Kambodschas, Angkor Thom mit seinen Toren. Hier war unser Highlight der Tempel Bayon, der durch seine vielen Gesichterskulpturen einzigartig schön ist. Buphon, der Pyramidentempel, ist auch sehr sehenswert. Nach einem steilen Aufstieg hatten wir den Tempel mit einem wunderschönen Ausblick fast für uns allein.

Nach diesen intensiven und langen Tagen legten wir einen Erholungstag in Siem Reap ein. An unserem letzten Abend probierten wir Fisch Amok, eine leckere lokale Spezialität und gingen anschließend in den Phare Zirkus. Danke für den toller Tipp an Katharina und Marc! Der Zirkus ist eine geniale und beindruckende Mischung aus Akrobatik, Musik und Kunst, die uns im Zusammenspiel die Geschichte und Kultur Kambodschas auf eine ergreifende Art erleben ließ.