Geysire, Maori-Kultur und wohltuende heiße Quellen von Rotorua bis Lake Taupo

Vom Auenland durch Hügel voller Schafe und Kühe führte unser Weg weiter ins Landesinnere nach Rotorua. Auch wenn wir diesen Anblick genossen, so lößte er doch wiederstrebende Gedanken aus. Für uns ist die hügelige Landschaft das typische Neuseeland, weil uns eine sehr effektive Werbekampagne mit dem Titel “100% pure Neuseeland” seit 1999 versucht einzureden, dass Neuseeland genauso aussieht und die Neuseeländer aktiv in der intakten Natur sind. Eigentlich ist es aber Folge einer gigantischen Abholzung seit Beginn der Besiedlung vor allem durch Brandrodung, um Landwirtschaft zu betreiben. Außer den alpinen Gebieten war Neuseeland ursprünglich nahezu vollständig bewaldet. Von diesem Wald sind bedauerlicherweise nur maximal 25% übriggeblieben. Die Zahl der Schafe, das nebenbei auch kein ursprünglich hier beheimatetes Tier ist, ist seit Jahren rückläufig (70 Millionen 1982 auf rund 30 Millionen 2016 was ja noch ziemlich viele sind) durch den Preisverfall von Wolle. Dagegen nimmt die Zahl der Kühe insbesondere durch die Milchindustrie immer mehr zu. Dies hat dramatische Folgen für die Umwelt durch massiven Einsatz von Düngern und die Ausscheidungen der Tiere, so dass viele Binnengewässer bereits verschmutzt sind. Fazit: grüne Hügel sind vielleicht gar nicht so 100% pure. Der Naturschutz scheint auch in Neuseeland sehr individuell gehandhabt zu werden. Wir trafen durchaus Neuseeländer, die die Natur genossen haben, genauso haben wir die Verbrennung von Plastikmüll auf Farmen beobachten dürfen.

Rotorua begrüßte uns mit weißem Dampf und dem Blick auf den blau schimmernden Lake Rotorua. Auch roch es immer mehr nach faulen Eiern. Das Gebiet rund um Rotorua liegt geographisch auf dem so genannten “ring of fire”, dem Vulkangürtel um die pazifische Platte und ist bekannt für seine Vulkane, Geysire und heiße Quellen. Im Stadtpark erkundeten wir die ersten heißen, dampfenden Quellen und ließen uns von Nebelschwaden einhüllen. Für Jonathan war das Highlight der Stadt ein Spielplatz mit tollen Schaukeln und Tartanboden, wo er sich nach der Autofahrt und einiger Zeit in der Trage austoben konnte.

Beim Besuch der “Living Maori Village” lernten wir während unserer Führung einen interessanten Zusammenhang: Zeitgleich zu einem größeren Vulkanausbruch vom Etna in Sizilien senkte sich der Wasserstand einer großen, heißen Quelle in Rotorua temporär ab. Hier hörten wir ein spannendes Beispiel, wie unsere Welt miteinander verbunden ist. Wow, echt irre. In der “Living Maori Village” bekamen wir neben der Führung durchs Dorf einen Eindruck von der Kultur der Ureinwohner Neuseelands durch ihre Tanz- und Gesangsperformance. Wir sahen, wie hier Kochen mit natürlicher Energie stattgefunden hat: Einerseits mit natürlichem Dampfgaren und andererseits mit Kochen von Nahrung in Beuteln direkt in den heißen Quellen. Wie gut die Menschen hier die Kraft und Geschenke der Natur für ihr Leben genutzt haben und zum Teil noch nutzen. Erneuerbare Energie live! Die Gesichtsbemalung der Maori wurde uns auch erklärt: Unterhalb der Augen zeigen sie Symbole für ihre Fähigkeiten, über der Augenpartie kann man Hinweise zur spirituellen Entwicklung finden. 

Dank eines super Tipps von zwei deutschen Reisenden fanden wir einen Parkplatz direkt am See, auf dem man Übernachten durfte, der super idyllisch war und in keiner Karte oder App dokumentiert war. Manchmal ist Wissen einfach Zufall ;-).

Nach zwei Nächten ging es für uns weiter nach Wai-O-Tapu, wo wir den Ausbruch des Lady Knox Geysirs beobachten durften. Um ein touristisch kompatibles Erlebnis anbieten zu können wird hier ein wenig nachgeholfen mit einer “Spezialmischung”, die von einer freundlichen Dame 10 Minuten vorher zugeführt wird, da der Geysir sonst zu selten ausbrechen würde. Anschließend machten wir einen ausgedehnten Spaziergang vorbei an einem riesigen dampfenden Champagner Pool, einem neongelben Schwefelbad und unzähligen blubbernden Schlammpools. Vor lauter Dampf und Nebel war unsere Kamera so oft beschlagen, dass wir sagen müssen: Kein Bild gibt das Ausmaß der Schönheit dieses Ortes annährend wieder. 

Am Nachmittag belohnten wir uns nach dem vielen Wandern mit einer Übernachtung am Waikete Valley Thermal Pools Campground. Wie der Name schon sagt, gab es hier Hot Pools, die im Campingpreis inbegriffen waren (ein absoluter Hightlight Campingplatz). Erst war Barbara alleine in den heißen Pools und testete alle Pools in Ruhe aus, während Michael mit Jonathan spielte. Danach nahm Barbara Jonathan mit in das fast 40 Grad warme Wasser und er hatte große Freude am Planschen. Micha bekam den Sonnenuntergangsslot in den Pools. Alle waren am Ende des Tages glücklich und zufrieden und Jonathan hat danach super gut geschlafen :-).

Am nächsten Tag sahen wir uns noch ein drittes geothermales Gebiet an, “Orakei Korake”. Mit einem Boot überquerten wir einen Fluss und wanderten danach über wunderbar angelegte Wanderwege an heißen Quellen und dampfenden Gesteinen über die Geysirfelder entlang. Ganz besonders ins Auge fiel uns bei der Vegetation riesige Farnpflanzen, die zum Teil goldene Blätter hatten. Als Besucher der Geysirfelder konnten wir offiziell auf dem Besucherparkplatz mit unserem Wohnmobil über Nacht stehenbleiben. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, denn von dem Übernachtungsstellplatz hatten wir einen tollen Blick quer über den Fluss auf das Geysirfeld, mega! Darüber hinaus waren wir nur mit einem anderen Wohnmobil dort – abseits der Haupttouristenpfade in der Nebensaison.

Weiter in Richtung Süden erreichten wir nach kurzer Zeit den Lake Taupo. Dieser See ist der größte See auf der Nordinsel. Man könnte meinen, man ist am Meer, da er Wellengang wie am Meer hat. Wir kamen sehr früh nachmittags an und fanden einen wunderschönen Stellplatz am 5 Mile Beach in erster Reihe am See. Von dort aus erlebten wir einen tollen Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag wanderten wir einen Abschnitt vom Great Lake Walk am Ufer des Sees und endeten auf einem Spielplatz. Jonathan quiekte vor Freude, als er einen Hund einer neuseeländischen Familie streicheln durfte, nachdem der Besitzer uns versichert und demonstriert hatte, dass der Hund viel Erfahrung mit Babys habe und ganz entspannt auf Ziehen an seinen Haaren reagieren würde. Der obligatorische Ausflug zu den Wasserfällen (Huka Falls) mit seinen tosenden Wassermassen und der Besuch von heißen Quellen rundeten diese Reiseetappe ab.