Südvietnam: Mekong-Delta und Ho-Chi-Minh-Stadt

Wegen zahlreicher negativer Berichte im Internet über direkte Busse von Kambodscha nach Vietnam organisierten wir den Grenzübergang auf eigene Faust.  Wir fuhren zusammen mit zwei anderen Deutschen mit dem Tuk-Tuk, Motorradtaxi und lokalen Bussen und kamen problemlos über die Grenze und nach Can Tho im Mekong-Delta. Allerdings mussten wir feststellen, dass die mündliche Kommunikation in Englisch im Süden von Vietnam kaum möglich war, was die Reise über die lokalen Busbahnhöfe zum Erlebnis machte. Bald entdeckten wir jedoch, dass wir schriftlich besser verstanden wurden und so lief alles über kleine Schmierzettel und Gesten. Wir lernten, dass auch wenn die Busse Preise angeschrieben hatten, der Preis der Fahrt für Touristen immer Verhandlungssache ist. Nein, überraschenderweise ist der Preis nur für Leute, die ein Huhn dabei haben, wie uns ein Fahrer versichert hat. Nichts für Ungut, wir hätten ja auch eins gekauft. 😉

Ein wiederkehrendes Thema mit neuer Dimension war der Straßenverkehr. Vietnam hat zwar keine schlechten Strassen, aber dafür sehr viele Einwohner (93 Millionen), die meist schon im wörtlichen Sinne seit Kindestagen mit dem Moped unterwegs sind. Entsprechend chaotisch geht es zu. Man darf sich nicht scheuen die Strasse zu überqueren, inden man einfach losgeht, weil es kaum eine richtige Lücke gibt und Ampeln sowie die Fahrtrichtung auf einer Spur werden manchmal auch eher als Empfehlung angesehen. Dafür tragen die meisten Fahrer hier einen Helm, was überaus vernünftig ist, da Unfälle im Straßenverkehr häufig sind. Allein auf unseren Fahrten im Süden kamen wir an vier schwereren Unfällen vorbei.

Der Mekong mit seinen über 4300 km Länge, ergießt sich in Vietnam in das Meer und teilt sich im sogenannten Mekong-Delta in viele kleine Arme auf. Die Stadt Can Tho ist wirtschaftlicher Mittelpunkt des Deltas und wird auch als Hauptstadt des Westens bezeichnet. Früh morgens um 5 Uhr machten wir uns mit einer Führerin und einem kleinen Motorboot mit den beiden anderen deutschen Touristen auf den Weg, um einzelne Flussarme des Mekongs zu erkunden. Unsere Führerin zeigte uns schwimmende Märkte, lokale Dörfer, exotische Pflanzen und eine Reisnudelfabrik. Auch wenn das eine oder andere recht touristisch war, war es schön, das Leben der Menschen hier am Fluss mitzuerleben und uns gleichzeitig vom Mekong zu verabschieden, der uns auf unserer Reise lange begleitet hat.

Was uns in Vietnam zunehmend auffiel, war der Müll: Am Strassenrand, zwischen den Häusern, im Fluss oder am Meer. Nicht, dass es in den anderen Ländern keinen Müll gegeben hätte, aber in Vietnam nahm er einfach zu. Das Bewusstsein die Natur nicht immer weiter zuzumüllen, muss hier noch deutlich wachsen.

Weiter ging es mit dem Bus nach Ho-Chi-Minh-Stadt, der vormaligen Hauptstadt von Südvietnam (damals Saigon). In der pulsierenden Metropole mit über 8 Millionen Einwohnern fanden wir am ersten Abend eine Skybar und ließen die Großstadt mit ihren ganz vielen bunten Lichtern aus der Vogelperspektive auf uns wirken. Die Stadt verbindet eine imposante Mischung aus alten Kolonialbauten und traditionellen Märkten einerseits und moderne Restaurantketten und Architektur andererseits. Wir tauchten auch gleich in das lokale Nachtleben ein, als sich abends in unserer Bar spontan eine Gruppe Gitarristen traf, Lieder anstimmten und wir spontan mit Karaoke unterhalten wurden.

Wir erkundeten in der Stadt die „Cu Chi Tunnel“. In diesen schmalen Tunnelanlagen haben sich die Vietcong-Kämpfer im Vietnamkrieg vor den Amerikanern versteckt. Es war interessant zu sehen, mit welchen einfachen, zum Teil mittelalterlichen Methoden (Fallgruben, Fallensysteme) die Vietnamesen hier gegen die technologisch weit überlegenen Amerikaner gekämpft haben. Erfinderisch fanden wir zum Beispiel die Sandalen mit verdrehten Fussabdrücken, um den Gegner auf eine falsche Fährte zu locken.

In einem Museum lernten wir mehr über die Hintergründe des Vietnamkrieges. Auch wenn es hier viel um Propaganda ging, wurde deutlich, in welcher Brutalität der Krieg geführt worden ist und welche Kriegsfolgen für Vietnam durch nicht explodierte Munition und chemische Kampfstoffe (das Entlaubungsmittel Agent Orange) noch immer bestehen.

Ein Highlight war auch das Museum für alternative Medizin, in dem wir uns in Kräuterherstellung üben durften (Barbara witterte direkt eine neue Karrierechance für Micha :-).

In Ho-Chi-Minh-Stadt beantragten wir ein Zweimonats-Visum für Indonesien, da man als Deutscher zwar on-arrival einreisen darf, aber das Visum dann nicht mehr zu verlängern ist. Wir vermuteten einen bürokratischen Botschaftsprozess, aber am Ende war es ziemlich einfach, die Leute in der Botschaft total nett und wir hielten unsere Erlaubnis für ein ausgedehntes Strand- und Taucherlebnis in den Händen. 😉

Was uns in Vietnam auf Anhieb gut gefiel, war das köstliche Essen. Es gibt zahlreiche lokale Spezialitäten, die je nach Region variieren. Das Essen ist sehr frisch und man kann öfters diverse grüne Blätter mit einrollen, mitessen oder zur Suppe hinzufügen. Das macht Lust auch das Essen in der Landesmitte und im Norden noch zu kosten.