Panorama-Trekking Poonhill & Khopra Ridge

Nach der schönen Trekking-Erfahrung auf dem Annapurna-Circuit hatten wir Lust auf noch mehr Bergpanorama. Wir machten uns ein zweites Mal auf den Weg in die Berge. Diesmal ohne Guide/Porter, nur wir zwei und diesmal mit deutlich reduzierter Ausrüstung, da wir nun Erfahrung hatten, was wir wirklich brauchten (viel weniger Klamotten als wir ursprünglich dachten, da man unterwegs bei Bedarf waschen kann).

Unser Guide, Purna, hatte uns den Annapurna Panorama-Trek mit einem Abstecher nach Tatopani empfohlen. Wir nahmen ein Taxi von Pokhara zum Startpunkt Nayapul und auf ging es in die Berge:

  • Annapurna Panorama-Trek: Nayapul, Hille, Birethanti, Gorepani/Poonhill
  • Khopra Ridge: Swata, Christibang, (Evergreen Cottage), Khopra Ridge, Paudre, Tatopani

img_2458

Der Weg ging stetig bis Gorepani bergauf, teilweise über 3000 Stufen, die uns kräftig ins Schwitzen brachten. Da die Temperaturen früh morgens am angenehmsten waren, waren wir oft früh unterwegs. Die klaren Nächte bescherten uns einen fantastischen Sternenhimmel.
Der Panoramaweg führte uns an Flüssen, Wasserfällen, Rhododendorn- und dschungelartigen Wäldern vorbei. Trotz Hauptsaison waren wir zu Beginn des Treks manchmal die einzigen Gäste in einer Lodge und genossen die Zeit fern des Touristentrubels. Die Stadt am Ende des ersten Abschnitts war Gorepani, ein Dorf mit zahlreichen Lodges und vielen Touristen und sogar einer deutschen Bäckerei. Dort gab es „richtigen“ Bohnencafe für Micha und Apfelstrudel für Barbara. Das Café war ein Ort der Begegnung mit anderen Deutschen und Europäern. Zwei befreundete Rentner aus Deutschland, die wir dort trafen, gaben uns noch einige Asienreisetipps aus eigener Reiseerfahrung mit auf den Weg.
Alle Touristen wollten am nächsten Tag zum Sonnenaufgang den Aussichtspunkt Poonhill besteigen. Auch wir stellten unseren Wecker auf 4:30 Uhr am nächsten Morgen und wanderten mit unseren Stirnlampen und voller Winterausrüstung zum Aussichtspunkt, um pünktlich um 6:15 Uhr den Sonnenaufgang auf Poonhill zu erleben. Auch wenn wir dort mit 300 anderen Menschen zusammenkamen, waren die sonnenrot angestrahlten schneebedeckten Bergspitzen ein majestätisches Panorama. Die Berge strahlen eine solche Schönheit, Ruhe und Erfurcht aus. Ein heißer Tee hat selten so gut geschmeckt, war so teuer und hat unsere Finger aufgewärmt. 😉

Kurz vor Gorepani trafen wir 3 nette Engländer – Mutter, Tochter und Sohn, die anlässlich des 60. Geburtstags der Mutter unterwegs waren. Sie inspirierten uns nach Poonhill weiter aufzusteigen und einen Ort namens „Khopra Ridge“ anzusteuern. Dort soll es auf einem ausgesetzten Bergkamm nur eine einzige Lodge geben, von der man sich den umgebenden 8000ern noch viel näher fühlt und in romantischer Zweisamkeit wunderschöne Sonnenaufgänge erleben kann. Dieser Tipp hörte sich so gut an, dass wir ihn dankbar annahmen und ein Foto von der Detailkarte der Region machten, um dem Weg zu finden.
Wir merkten bald, dass die Beschilderung des Weges recht dürftig war, aber dank vielen hilfsbereiten Einheimischen fanden wir problemlos zu unseren Zielen. Einmal waren wir völlig verblüfft, als uns eine Einheimische den Weg über ihren Zaun und durch ihren Garten und Feld zeigte… das war Teil unseres Abenteuers und wir genossen das Gefühl, dass uns gern geholfen wurde!
Eine sehr nette Gastwirtin reservierte uns sogar ein Zimmer in der einzigen Lodge bei Khopra Ridge und wir waren froh, dass wir nicht im Zelt schlafen mussten, da es auf 3600m nachts unter Null Grad wurde.
Eine weitere schöne Begegnung waren 4 Australierinnen im Alter unserer Mütter, die sehr extrovertiert und interessiert waren und uns zum Kartenspiel abends einluden. Mit ihnen verbrachten wir gleich 2 Abende und genossen die Geselligkeit. In Tatopani kauften wir uns dann auch ein Kartenspiel für den Rest der Reise. 🙂

Nach einem sportlich, herausforderndem Aufstieg nach Khopra Ridge stießen wir kurz vor dem Ziel auf eine Yak-Herde mit ca. 100 Tieren. Der Hirte war gerade dabei die Herde zusammen zu treiben. Wir hatten Respekt vor den schönen und doch recht großen, kuhähnlichen Tieren mit großen Hörnern. Leider führte unser Weg quer durch die Herde. Zuerst machten wir uns mutig allein auf den Weg, machten dann aber kehrt, als ein besonders großer Yak den Weg nicht freimachen wollte (trotz Geräuschen mit unseren Stöcken etc.). Wir waren ja schon an zahlreiche Tiere gewöhnt, die nach einer Kurve plötzlich auf dem Weg auftauchen, aber Yaks sind nun mal auch besonders groß. Wir gingen ein Stück zurück, um die australische Reisegruppe zu treffen und dann mit ihren Portern in einer größeren Gruppe die Herde zu passieren. Ende gut, alles gut! Man muss ja nicht alles allein meistern. 🙂
In Khopra Ridge angekommen, wurden wir bei eisiger Kälte mit dem schönsten Sternenhimmel und Blick auf die Milchstraße abends belohnt. Kaminfeuer sorgte in unserer vollen Berghütte für angenehme Wärme. Heißes Wasser in unseren Trinkflaschen nahmen wir abends mit in unsere Schlafsäcke (Gesa, danke für den Tipp!). Am Morgen erlebten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang; diesmal ganz alleine und idyllisch in voller Ruhe und Abgeschiedenheit. Wir hatten wirklich eine phantastische Aussicht auf die Berge.

Der Abstieg von 2600m, über 2 Tage verteilt, bescherte uns den ersten heftigen Muskelkater. In Tatopani angekommen, gingen wir in die Hot Springs und kurierten unsere beanspruchten Beine in fast 40 Grad heißem Wasser.

Unser Fazit: Es ist so ein Geschenk von Freiheit gewesen, dass wir die Zeit und Flexibilität hatten, den Wandertipp der netten Engländer anzunehmen. Am Ende sind es die Begegnungen mit anderen Menschen und die geteilte Freude, die das Leben und unsere Reise so lebenswert machen.