Tiererfahrungen im Chitwan Nationalpark
Nach unserem Trekking in den Bergen, war unser nächstes Ziel der Chitwan Nationalpark. Chitwan ist der erste Nationalpark in Nepal und zählt zum Unesco Welterbe. Er liegt im Süden von Nepal und grenzt an Nordindien an. Der Park wird vom Militär bewacht, was die Wilderei deutlich senken konnte und beherbergt unter anderem Elefanten, Tiger, Krokodile, Bären und Nashörner. Entsprechend groß war unsere Vorfreude möglicherweise ein Nashorn in freier Wildbahn sehen zu können.
Über Kathmandu ging es mit dem Bus nach Sauraha. Die Fahrt war wegen des Zustands der Straße ein Abenteuer. Immer dann, wenn die spärlich vorhandenen Straßenbegrenzungen aufgrund eines vorherigen Unfalls fehlten, wurden diese liebevoll durch Fähnchen an einer Schnur ersetzt. Hier ist eben doch die Hoffnung wichtiger als ein mechanisches Hindernis. 😉 Im Tal konnten wir vereinzelte Bus- und LKW-Wracks erkennen. Dank unserer Schutzengel lief alles gut und wir kamen heil in Sauhara an. Hier übernachteten wir im Hotel National Park, dessen Besitzer sich rührend um uns kümmerte. Einen solchen herzlichen Service hatten wir selten erlebt.
Was die Tierbeobachtungen angeht, lief es – anders als in Kanada 2015 – hervorragend (ob es in Kanada wirklich Bären gibt, ist uns weiter unklar :-)). Bei unseren Ausflügen zur Grenze des Nationalparks haben wir regelmäßig Nashörner gesehen. Es ist ein komisches Gefühl diesen Giganten, die geradewegs aus der Steinzeit entsprungen zu sein scheinen, ohne Begrenzung nahe zu kommen.
Elefanten gehören hier zum üblichen Straßenbild. Sie werden zum Teil als Nutztiere eingesetzt, aber vor allem als Touristenattraktion. Beliebt ist hier vor allem das Elefantenreiten. Jetzt kann man vortrefflich diskutieren, ob das moralisch vertretbar ist oder nicht. Zum Einen sind Elefanten Wildtiere, deren Natur es sicher nicht entspricht, Menschen zu tragen. Dagegen nutzt das eingenommene Geld dem Schutz der Elefanten und der Erhaltung des Parks. Nepal hat, anders als andere Länder, strenge Richtlinien erlassen, wie mit Elefanten umzugehen ist z.B. keine Eisenstöcke zum Lenken verwenden. Schlussendlich haben wir uns für einen Ritt auf den Elefanten des Nationalparks – anstelle der privaten Elefanten – entschieden, da diese unter besseren Bedingungen gehalten werden (ohne Ketten). Der Ritt war ein einmaliges Erlebnis. Nahezu geräuschlos sind wir zu zweit auf dem Rücken des Elefanten in schwindelerregender Höhe durch den Wald geschaukelt. Wir wagten nur zu flüstern, um die Ruhe nicht zu stören. Wenn unser Elefant durch den Wald brach, galt es den Kopf einzuziehen, um keine Äste abzubekommen. Auf dem Weg begegneten wir zahlreichen Rehen und einem Mutter-Nashorn mit Jungen. Wirklich ein Erlebnis! Dem täglichen Elefantenbad im Fluss, bei dem sich Touristen auf dem Rücken der Elefanten nassspritzen lassen, wohnten wir lieber nur als Zuschauer bei.
Ein weiteres Highlight unseres Aufenthalts war die Übernachtung im Night Tower. Mit dem Jeep ging es in die Randzone des Parks und wir konnten auf dem Tower im zweiten Stock mit einem Guide und einem Wächter die Nacht verbringen. Nachdem der Guide im Nebenraum eingeschlafen war und der Wächter im ersten Stock lautstark schnarchte, wagten wir uns runter, um auf Toilette zu gehen. Kurz nachdem wir über die Wendeltreppe wieder oben waren, hörten wir Geräusche und da waren sie: ein Nashorn mit einem Jungen. Keine 5 Minuten zu früh – gut, dass wir einen Guide und einen Wächter hatten, die beide schliefen… Seelenruhig grassten die beiden Nashörner und ließen sich vom Lichtkegel unserer Lampen nicht stören (Danke an Sven für das großartige Geschenk). Nachdem wir uns innerlich wieder entspannt hatten, genossen wir den Sternenhimmel und die Urwaldgeräusche und schliefen auf unseren gemütlichen Betten mit Moskitonetz seelenruhig ein.
Unerfreulicherweise wurde unser Aufenthalt durch eine schwere Durchfallertacke und einen Hexenschuss von Micha ungeplant etwas verlängert. Dinge, die man nicht braucht. 🙁 Aber auch hier stand uns unserer Hotelbesitzer jederzeit zur Seite…“everything ok, brother?“.
Abschießend machten wir eine Kanutour am frühen Morgen. Unterwegs waren wir zu zweit mit zwei Führern. Der Nebel lag noch über dem Fluss und lichtete sich im Verlauf der Fahrt. Wir sahen zahlreiche Vögel und auch ein paar Krokodile. Nach 45 Minuten dahingleiten, verließen wir das Kanu und starteten mit unserer Wanderung durch den Dschungel, die mit einer Sicherheitseinweisung begann. Was tun wir, wenn wir ein bestimmtes Tier sehen. Kurz zusammengefasst: Im Zickzack vorm Nashorn wegrennen oder auf einen Baum klettern, den Bär mit Geräuschen verscheuchen, beim Tiger langsam mit Blickkontakt rückwärts gehen und schnell vorm Elefanten wegrennen.
Ein wenig mulmig war uns zu Beginn des Weges schon. Kurze Zeit später trafen wir auf zahlreiche Rehe, die wir in der Hocke beobachteten. Dann kam ein Wildschwein mit zwei Jungen auf uns zu. Als es uns sah, ergriff es die Flucht. Ein Nashorn und Krokodile sahen wir noch aus der Ferne. Auf Spuren von Bären und Tigern trafen wir mehr als einmal. Die Tour war sehr viel spannender als sich im Jeep durch den Wald fahren zu lassen.
Der Chitwan Nationalpark war für uns ein Naturerlebnis der besonderen Art. 😉