Inle Lake und Trekking

Mit dem Bus fuhren wir über Yangon zum Inle Lake im Osten von Myanmar. Der See liegt auf 875 m über dem Meeresspiegel und ist 24 km lang und 12 km breit. Nachdem wir aus unserem tiefgekühlten Nachtbus ausgestiegen sind, waren wir zunächst überrascht, wie kalt es in Vergleich zur Küste hier war. Umso froher waren wir, als uns nachts um 5 Uhr ein gemütliches Hotel die Pforten öffnete und wir erst mal schlafen konnten.

Abends haben wir in einem gemütlichen französischen Café den Film „Son of the lake“ gesehen. Der Film handelte von einen Mönch, der am See aufgewachsen ist und so haben wir eine schöne Einstimmung auf die Eindrücke vom Leben am See erlebt. Am nächsten Tag haben wir den See zusammen mit einem einheimischen Führer auf einem Boot erkundet.

img_2656

img_2645

Auf dem Weg zum lokalen Markt fuhren wir an diversen Gemüseplantagen vorbei, den so genannten „schwimmenden Gärten“. Es war beeindruckend zu sehen, in welchem Ausmaß hier Tomatenstauden im Wasser wuchsen. Dem langen Anweg inklusive Wanderung war es zu verdanken, dass sich nur wenige Touristen zum Markt verirrten. Unser gesprächiger Führer erklärte uns die vielen Dinge, die wir nicht kannten (u.a. Ameisen als Delikatesse, Apotheke mit westlicher und traditioneller Medizin, diverse Kräuterstände etc.) und quatschte immer nett mit den Einheimischen. So kamen wir auch in den Genuss einer lokalen Nudelsuppenspezialität auf dem Markt.

img_2664

img_2663

img_2662

Zurück ging es vorbei an einer Zuckerproduktion aus Zuckerrohr. Ich wette, Opa, du hättest deine Freude gehabt, wie die Einheimischen den Zuckersirup eingekocht haben. Allein der süßliche, karamellige Geruch war ein Erlebnis!

Unser Guide erklärte uns auch die Zusammensetzung des Kautabaks, den viele Einheimische hier kauen. Er erhält, je nach Vorliebe, verschiedenste Zutaten, die man sich individuell mischen lassen kann. Die Betelnuss ist dabei für die rote Farbe verantwortlich und somit für die rote Spucke auf den Wegen. Geschätzt werden die anregenden Eigenschaften, insbesondere nachts bei Busfahrern. Das die Mischung katastrophale Folgen für die Zähne hat, kann man bei den immer lächelnden Menschen kaum übersehen.

Auf dem See besuchten wir noch einige Dörfer, die alle in einem besonderen Handwerk spezialisiert sind: Silberschmiede, Lotusweberei, Zigarettenproduktion und Bootsbau. Ein Highlight war auch die Fischer bei ihren traditionellen Fischereimethoden zu beobachten. Das Rudern des Bootes mit einem Bein ist eine lokale Spezialität. Dank unserem Führer erfuhren wir viele Details und hatten nicht das Gefühl von Souvenir- zu Souvenirladen zu fahren. Dennoch konnten wir uns kaum dem „Zoo-Aspekt“ entziehen, den Heerscharen, insbesondere von chinesischen Touristen mit meist mehreren Kameras, erzeugen, die Einheimische mit den traditionellen goldenen Halsschmuck umlagerten.

Auf dem Rückweg trafen wir noch einen Fischer, der bereitwillig im Lichte des Sonnenuntergangs vor unserer Kamera posierte und kunstvoll die Handhabung des Köcher-Netzes demonstrierte.

Mit dem Fahrrad ging am es nächsten Morgen zur Red Mountain Winery. Vor dem Mittagessen haben wir mit dem Blick auf die Weinberge und den weiter entfernten See die lokalen Weine genossen. Die Rebsorten klangen alle vertraut, der Geschmack des Weines war es weniger. 😉 Trotzdem ein schöner 1. Advent im goldenen Sonnenlicht!

Danach stürzten wir uns in ein Abenteuer der besonderen Art: Bahnfahrten in Myanmar. Im Gegensatz zu den Holzbänken in der zweiten Klasse gab es in der fast nur von Touristen gebuchten ersten Klasse gepolsterte Sitze, die allerdings ihre besten Zeiten weit überstanden hatten. Der Zug bewegte sich polternd und quietschend mit maximal 30 Stundenkilometern und schwankte dabei bedrohlich. Die Türen blieben während der Fahrt offen, so dass wir uns herauslehnen konnten und mit dem Fahrtwind im Gesicht die Landschaft und die Dörfer am Streckenrand betrachten konnten. Auf dem Weg lernten wir noch zwei nette Reisende, Katharina und Marc aus Bonn, kennen, die auch mehrere Monate auf Reisen sind. Wir verstanden uns auf Anhieb und verabredeten uns gleich zum gemeinsamen Essen nach der Ankunft.

Von unserem Ziel, Kalaw, ging es mit einer klassischen Wanderroute für 2 Tage zurück zum See. Diese Tour wird von Hunderten von Touristen gebucht und ist ein Highlight der Gegend. Außer am Start und Ziel waren wir jedoch überrascht, wie wenig andere Leute wir unterwegs gesehen haben. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, wird aber dominiert von Landwirtschaft und der roten Farbe des lehmigen Bodens. Unterwegs trafen wir in den Dörfern immer auf Einheimische, übernachteten und aßen auch bei einer Familie zu Abend. So bekamen wir einen interessanten Einblick in das Dorfleben. Unser Weg führte uns an riesigen Chili-Plantagen und Feldern von schwarzem Sesam vorbei, dessen Blüten leuchtend gelb in der Sonne schienen. Wir fühlten uns 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt, als wir Bauern sahen, die ihre Felder mit Ochsenkarren pflügten. Hier hat die Industralisierung noch nicht Einzug erhalten.

Mit unserer gemischten Reisegruppe aus Spaniern und Portugiesen hatten wir Abends beim Kartenspielen eine Menge Spaß. Zum ersten Mal konnten wir die Spiele anwenden, die uns die älteren australischen Damen in Nepal beigebracht hatten. Leider bleibt man – anderes als unsere Erfahrungen in Nepal – bei dieser Touristenattraktion mehr Zuschauer. Auch wenn sich die Tour allemal gelohnt hat, bleibt der fade Beigeschmack einer Massenabfertigung.

img_2646

Zurück am Inle Lake belohnten wir uns mit einem Abschiedsessen in unserem Lieblingsrestaurant „Thanaka Garden“ und stiegen dann in den Nachtbus nach Bagan.