Auf den Spuren des Goldes: Von Chicken nach Dawson City
Unseren Weg nach Norden setzten wir über den Taylor Highway fort. Nach dem kleinen Ort mit dem originellen Namen „Chicken“ beginnt die Schotterstraße. Rund um die Grenze ist die Straße nochmal asphaltiert und in Kanada ist der sogenannte “Top of the World Highway” wieder Schotterstraße. Nachdem wir auf dem Denali Highway schon durchgeschüttelt worden sind, freuten wir uns (August 2018) über den guten Zustand der Straße. Diese führt durch eine malerische Berglandschaft, die bereits in gelben und zum Teil roten Farben des Indian Summers leuchtet.
Hier konnten wir nach jeder Kurve wunderbare Ausblicke genießen und ziemlich wechselhaftes Wetter. So hatten wir auf dem Rückweg neben besten Sonnenschein auch einen kurzen Hagelschauer und Schnee. Ein großes Abenteuer war dann die kostenlose Fähre über den Fluß Yukon vor Dawson City. Der Yukon ist hier ziemlich reißend, aber mehr beunruhigte uns der An- und Ableger, der je nach Bedarf mit einem Bulldozer neu angelegt wird. Kein Scherz ;-). Der Angestellte auf der Fähre schaute ziemlich kritisch, als wir mit unserer geringen Bodenfreiheit von der Fähre schaukelten. Der Gedanke “es ist nicht mein Auto” war ihm ziemlich eindeutig vom Gesicht abzulesen. Aber gut… das Abwasserrohr war noch dran.
Trotz später Stunde und schlechtem Wetter rafften wir uns auf und fuhren abends noch auf den Midnight Dome. Das ist ein Aussichtspunkt auf einem lokalen Hügel, der eine grandiose Sicht auf Dawson City, den Yukon und den Klondike River bietet. Kaum waren wir oben angekommen, klarte der Himmel auf und wir hatten perfekten Sonnenschein am Abend. Was für ein Traum! Wer hat als kleiner Junge nicht davon geträumt, diese Flüsse mit dem Kanu zu erkunden. Einfach grandios 🙂 Wir parkten an dem Aussichtspunkt und genossen die Aussicht. Die Einheimischen kamen mit ihren Geländewagen, schalteten in den Off-road Modus und fuhren noch die letzten 20 Meter bis zur Spitze mit etwa 30 Grad Steigung. Endlich ein sinnvoller Einsatzzweck :-). Wir wollten uns nicht lumpen lassen, starten auch den Motor und verzichteten besser auf den allgemeinen Spott ;-). Geparkt haben direkt unterhalb der Spitze auf einem Schotterparkplatz, um hier nahezu einsam die Nacht unter dem Sternenhimmel zu verbringen.
Am Morgen ging es in die Stadt Dawson City. Trotz leichtem Regen erkundeten wir mit einem Audioguide vom Visitor Center die Stadt und sammelten auch ein paar offizielle Geocaches ein. Wir fühlten uns – mitten in einem Freilichtmuseum – schnell in die Goldrauschzeit Ende des 19. Jahrhunderts versetzt, in der die Stadt ihren Höhepunkt erlebt hat. Heute hat die Stadt fast 2000 Einwohner, ist eine historische Städte und als UNESCO Weltkulturerbe nominiert. Interessant war auch die schräge Kirche, die aufgrund des schmelzenden Permafrostbodens kurz vor dem Einsturz steht.
Der Tag darauf stand ganz im “Zeichen des Goldes”. In der Nähe von Dawson City schauten wir uns alte Mienengeräte an und Barbara versuchte sich im Goldwaschen. Anschließend ging es zur Dredge No 4. Yes, they call it a dredge ;-). Ein Ungetüm aus einer anderen Zeit. Dieser gigantische Bagger schwamm in einem eigenen Tümpel und baggerte vorne Schutt ab, der in einer Trommel gesiebt wurde, um ihn von dem Gold zu trennen und hinten wurde das Geröll wieder abgeworfen. Fortbewegt wurde der dredge über Stahlseile vorne rechts und links, wobei er immer schlangenartig um einen im Boden versenkten Anker im hinteren Teil gedreht wurde. Ein dredge ermöglichte so eine Art industriellen Goldabbau. Verstanden haben wir das allerdings erst nach einer fantastischen Führung in Chicken, in der ein weiterer dredge steht. Unser Führer, Lynn, der zwar pensioniert ist, aber halbtags Führungen macht und auch noch aktiv in einer Goldmine arbeitet, hatte sichtlich Freude uns dieses Ungetüm zu erklären.
Interessant war zu hören, dass es weiter einzelne Familien gibt, die heute noch vom Goldabbau leben. Auch wenn uns das Gebiet sehr gefallen hat, sind wir dem Gold doch nicht verfallen und setzen unseren Urlaub fort. Vielleicht ja auch, weil Barbara schlussendlich nur einen Kiesel gefunden hat und kein echtes Gold ;-).