Französische Atlantikküste und Bouldern in Fontainebleau

Um den langen Rückweg nach Hause zu entzerren, suchen wir noch ein paar schöne Ziele auf dem Weg nach Hause. Wir finden 2 tolle Campingplätze an der Atlantikküste, wo wir jeweils 2-3 Nächte verweilen.

In Moliet-Plage ist unser Campingplatz “Camping Saint Martin” direkt hinter einer Düne am Meer, umgeben von einem tollen Pinienwald. Wir blicken aus unserem Wohnmobilstellplatz direkt auf eine große Sanddüne – einfach herrlich. Wir haben Freude diesen Platz zu erkunden und beim Spaziergang am Meer findet Jonathan eine Hummerschere und ist total begeistert. Sie muss unbedingt mit nach Hause und er möchte sie Oma Sabine zeigen. Leider riecht sie sehr, sehr stark nach altem Fisch. Micha versucht den Gestank mit Essigreiniger zu reduzieren. Das bringt nicht so viel wie erhofft und sie lagert seitdem im Kofferraum in einer dichten Plastiktüte :-).

Die Wellen im Meer sind im Moment viel höher und stärker als bisher und es gibt auch eine Strömungswarnung. Wir entscheiden uns für die sichere Schwimmvariante im Freibad mit Rutschen und Hallenbad und sogar mit heißem Whirlpool. Johanna nehmen wir auch mit ins Schwimmbad und sie strahlt über beide Backen als sie im Wasser und Whirlpool planscht. Die Platten am Pool sind ein gutes Übungsterrain zum Krabbeln auf harten Flächen. Sie findet es super spannend ihre Umgebung zu erkunden und wir passen wie ein Luchs auf, dass sie keine Pflanzen und Beeren aus den Beeten isst.

An einem Morgen haben Micha und Jonathan Lust auf Krafttraining. Jonathan liebt es zu hangeln und würde am liebsten nichts anderes machen. Barbara macht währenddessen einen ausgiebigen Spaziergang mit Johanna im Thule durch den wunderbaren Pinienwald. Wie wunderbar, dass sich Johanna gern im Thule fahren lässt, so haben wir ein passendes Setting für alle gefunden.

Unser zweiter Campingplatz an der Küste ist das Camping und Spa Airotel in Lacanau (Nähe Bordeaux). Das Highlight ist hier ein Hallenbad mit Wildwasserkanal durch den man schwimmen und rutschen kann und in dem Wellen produziert werden. Ein super Tipp vom ADAC. Wettertechnisch wird es hier kühler mit Temperaturen von 18-20 Grad und es regnet auch ab und zu. Der Herbst beginnt langsam auch hier. So verbringen wir gleich 2 Nachmittage in dem tollen Schwimmbad. Jonathan ist inzwischen so schwimmbegeistert, dass er gern noch weitere Schwimmabzeichen machen will. Da er beim TSV noch angemeldet ist, kann er nach der Reise wieder einsteigen. Micha ist auch motiviert sein Bronze-Abzeichen im Schwimmen zu machen und Barbara bietet sich als Trainerin an ;-). Der an den Campingplatz angrenzende Wald ist wirklich schön und wir machen einen ausgiebigen Spaziergang durch die Pinienbäume.

Da die Strecke zum Bouldergebiet in Fontaineblau bei Paris für einen Fahrtag für uns zu lang ist, stoppen wir bei Tour für eine Nacht. Hier sind Gewitter- und Überschwemmungswarnungen angesagt. Um mit dem Wohnmobil nicht einzusinken, parken wir auf der asphaltierten Straße statt auf einem offiziellen Stellplatz auf der Wiese. Eine gute Wahl, weil sich der Stellplatz Nachts in eine große Matschpfütze verwandelt.

Die Erkundung der Gegend führt uns in einen kleinen Vorort und dort kaufen wir französische Spazialitäten fürs Abendessen ein: 3 leckere Käsesorten, Blätterteig-Törtchen, Riette (der für seine Qualität ausgezeichnet wurde), Baguettes, köstliche Pasteis de Nata und Profiteroles. Beim Abendessen im Wohnmobil lieben es beide Kinder alles zu probieren.

Jonathan hat seinem Kindergarten eine Postkarte geschrieben und wir besorgen hier noch eine Briefmarke und werfen die Karte ein. Mal schauen, ob sie noch vor unserer Rückkehr ankommt. Auf dem Spaziergang regnet es wie aus Eimern und wir wissen unser gemütliches Wohnmobil umso mehr zu schätzen. Inzwischen haben wir beim Essen eine passende neue Routine gefunden. Barbara und Johanna liegen auf dem Alkoven-Bett und Micha und Jonathan sitzen unten am Tisch. So kann Johanna gefahrlos krabbeln und Barbara sorgt für Absperrung mit ihren Beinen. Wir genießen unser Deluxe-Essen. Johanna probiert voller Leidenschaft unseren Pink-gefärbten Hartkäse mit Oliven- Tomatengeschmack. Sie liebt es genau das mitzuessen, was wir gerade essen. Also lassen wir sie viel probieren.

Wir übernachten zum ersten Mal alle zusammen im Familienbett im Alkoven, nachdem wir lange in unserem Räuber Grapsch-Buch gelesen haben. Jonathan freut sich besonders, weil er sich wünscht mit allen zu kuscheln. Wir wagen das Experiment und bekommen erstaunlich viel Schlaf. Sogar Johanna wird nur dreimal Nachts zum Stillen wach – das haben wir auch schon viel öfter erlebt. Ach wie schön, dass wir diese Erfahrung zusammen machen dürfen und auch so lange schlafen können, wie es gerade passt bzw. der/die erste wach wird.

Am nächsten Morgen regnet es immer noch und wir fahren nach Fontainebleau. Für den Rückweg Richtung nach Hause nehmen wir nun immer die Mautstraßen und damit den kürzesten Weg. Die Maut ist unheimlich teuer in Frankreich (70€ für 2,5 Std. Autobahn), aber wir beschließen das Geld zu investieren und damit stressfreier und mit weniger Geschrei unterwegs zu sein. Das schont all unsere Nerven und macht die Fahrtstrecken freudvoller.

Als wir nachmittags ankommen, regnet es leider in Strömen. Wir nutzen die Zeit zum Snack essen und gemütlichem Lesenachmittag. Als es nicht aufhört zu regnen, ziehen wir alle unsere Regensachen an und spazieren in den Wald. Das Waldgebiet um unseren Zeltplatz herum ist wunderschön: Links vom Wegrand ganz viele Farne so weit das Auge reicht und rechts moosbedeckter Boden und Birkenbäume. Wir entdecken die ersten Boulder und Micha führt uns begeistert in sein Lieblingsbouldergebiet ein. Auf dem Rückweg sind wir alle trotz Regenausrüstung super naß und wir sind überrascht, dass eine Frau auf der Straße mit ihrem Auto neben uns hält und uns einläd uns ein nach Hause zu fahren. Mega nett!

Wir erkunden an einem Tag das Bouldergebiet “Canche” und am nächsten Tag “Elephant”. Dazu fahren wir mit dem Wohnmobil immer kleine Strecken zu den passenden Parkplätzen.

In Canche haben Micha und Jonathan nach dem Regen erste Bouldererfahrungen gesammelt. Es war auch spannend für Jonathan Höhlen in und zwischen den Kletterfelsen zu erkunden. Hier lohnten sich die neuen Kletterschuhe, die Micha Jonathan extra vor der Reise besorgt hat.

Am zweiten Tag verbringen wir einen herrlich sonnigen Nachmittag im Gebiet „Elephant“. Hier sind einige hohe Felsblöcke auf sandigem Boden. Jonathan und Micha genießen das Bouldern. Jonathan ist sehr selbständig unterwegs und klettert in schwindelerregender Höhe mit Freude und hat viel Spaß auf das ausgeliehene Crashpad zu springen. Er entwickelte im Laufe der Zeit Ehrgeiz bestimmte Felsen zu schaffen. Am Ende war er so stolz und glücklich es auf einem Ei-förmigen Felsen geschafft zu haben und genisst den Ausblick von oben.

Abends haben wir das Gefühl, dass Jonathan schon richtig groß geworden ist. Er traut sich alleine duschen zu gehen und da es zwischenzeitlich dunkel wird, bringt Micha ihm eine Stirnlampe.

Zum Abschluss unserer Reise campen wir in Belgien auf einem kleinen Campingplatz direkt am Fluss, gehen Burger essen und machen abends trotz Regen ein Feuer. Der Zeltplazu liegt urig direkt am Fluss und wir hören die ganze Nacht das Rauschen. Dann geht’s zurück nach Hause mit vielen bunten Familienerlebnissen im Gepäck.

Insgesamt sind wir über 4000 Kilometer in 5,5 Wochen gefahren. Die Wohnmobilrückgabe bei unserem Vermieter McRent war total freundlich und unkompliziert. Wir können diesen Vermieter absolut empfehlen und werden dort sicher nochmal ein Wohnmobil mieten.

Fazit:

Die 6 Wochen waren eine schöne, intensive Familienzeit, die mitunter auch anstrengend war (weil die Nächte mit Johanna oft unruhig waren), uns als Familie insgesamt nochmal näher zusammengebracht haben.

In einem Instagram Post werden folgende Dinge als 6 Luxusgüter im Leben bezeichnet:

  • Zeit
  • Gesundheit
  • Ein ruhiger Geist
  • Ein friedlicher Morgen
  • Die Möglichkeit zu reisen
  • Ein Haus voller Liebe.

Wir fühlen uns auf unsere Reise reich beschenkt all diesen Luxus erlebt zu haben. Der friedliche Morgen war zwar eher selten, weil langes im Bett liegenbleiben selten war, da vor allem Johanna irgendwann Hunger hatte.

Wir sind dankbar in den 6 Wochen so viele kleine und feine besondere Momente erlebt zu haben:

  • Entwicklungsschritte von Johanna: Als wir gestartet sind, war sie 6 Monate und konnte sich auf dem Boden drehen und 2-3 Meter nach vorne robben. Auf der Reise hat sie gelernt zu krabbeln, sich hochzuziehen, sich alleine hinzusetzen und mit festhalten auf die Füße zu stellen. Ihr Entdeckerradius ist so riesig gewachsen.
  • Wir waren mutig mit allen zusammen ab und an im Restaurant zu essen und hatten Johanna anfangs im Tragetuch dabei, am Ende saß sie auf einem Hochstuhl. Es hat überraschend gut geklappt.
  • Jonathan wächst in seiner Selbständigkeit und seinem Mut: er traut sich auf Spanisch 2 Baguette und 3 Croissants für uns alleine morgens einzukaufen, lernt auf einem Surfbrett die ersten Wellen zu surfen, bouldert mit Micha auf hohen Felsen und hilft morgens meist beim Spülen und Abtrocknen.
  • Das Buch „Räuber Grabsch“ begleitet uns über die Reise und wir lassen uns von der lustigen Geschichte zusammen in ihren Bann ziehen.
  • Jonathan hört mit Freude auf den Fahrstrecken Hörbücher auf Spotify „Was ist was!?“, „Petreonella Apfelmus“ und „Drei ??? Kids“.
  • Musikalisch hat uns das Lied von Rolf Zukowski „Als ich ein Baby war…“ begleitet.

Wir haben rückblickend festgestellt, dass es einerseits schön ist viele verschiedene Gegenden zu sehen. Andererseits brauchten wir gerade mit beiden Kindern Entschleunigung mit längeren Abschnitten an einem Ort. Die Naturplätze sind für uns im Moment stimmiger als Stadtbesichtigungen. Städte waren in geringem Umfang schön auf der Reise (gerade auch bei Regen), aber Natur mit Strand, Wald und Bergen bietet mehr Erholung für alle.

Wir nehmen als Inspiration mit für zukünftige Reisen (wenn Johanna etwas älter ist) über ein Familiensurfcamp nachzudenken.