Der Norden der Südinsel: Fjordlandschaft, Abel-Tasman-Nationalpark und gefühlt das Ende der Welt

Am Morgen unserer Überfahrt mit der Autofähre von der Nord- zur Südinsel begrüßte uns der Tag mit strahlendem Sonnenschein und Windstille. Unglaublich, im Vergleich zum Sturm und Regen am Vortag. So erlebten wir eine 3,5-stündige Panorama-Überfahrt durch die Marlborough Sounds von Wellington nach Picton, die sicherlich eine Seltenheit ist. Aus anderen Blogs hatten wir Bilder von heftigem Seegang von der Überfahrt im Kopf. Die friedlichen Fjorde mit silbern glitzerndem Wasser waren ein schöner Vorgeschmack auf die Südinsel. 

Laut unserer App Camper Mate sollte es in Picton einen super Waschsalon geben und diesen probierten wir nach unserer Ankunft aus. 30min Waschen und 30min Trocknen später hatten wir einen riesigen Berg frisch duftender Wäsche. Wie praktisch sind die Bewertungen und Tipps von anderen Reisenden, die wir in Neuseeland super nutzen können. Ein lokaler Fish & Chips-Laden wurde uns wärmstens empfohlen und hier kamen wir alle Drei auf unsere Kosten und stärkten uns für den Tag. Die Schönheit von Picton bzw. der Umgebung wurde uns erst bewusst, als wir 20min außerhalb der Stadt auf einem idyllischen DOC-Campground, Whatamango Bay, am Meer übernachteten und am nächsten Tag zum Queen Charlotte Aussichtspunkt wanderten. Über eine kurvenreiche Panoramastraße (Queen Charlotte Drive) fuhren wir in Richtung Nelson weiter und parkten bei Aussie Bay. Da wir mit Jonathan immer versuchten recht früh nachmittags einen Campingplatz anzusteuern, damit wir noch gemeinsam Zeit zum Erkunden, Krabbeln und Ankommen hatten bevor unser Abendritual startete, waren wir das erste Wohnmobil vor Ort und suchten uns den schönsten Parkplatz direkt vor einer kleinen Bucht mit Picknicktisch aus. Mit 25 Grad war es richtig warm war und so beschlossen wir kurzerhand Jonathans Bad diesmal draußen zu veranstalten. Er war begeistert in seiner kleinen hellblauen Plastikwanne in warmem Wasser zu planschen und dabei aufs Meer blicken zu können. 

Auf dem Weg nach Norden kamen wir an einem der Drehorte von dem „Herr der Ringe“ vorbei, der „Pelorus Brücke“. Wir blickten auf den reißenden felsenumsäumten Fluss und stellten uns vor, wie die Zwerge in ihren Fässern darin schwammen verfolgt von Orks am Ufer.

Dank eines super Tipps von Roman und Kathrin steuerten wir den Ort Kaiteriteri als Ausgangsbasis zum Besuch das Abel Tasman Nationalparks an. Hier gab es einen riesigen Zeltplatz mit 200 Plätzen direkt am Strand an einer traumhaften, mit Felsen umrandeten Bucht. Da unter der Woche und in der Vorsaison wenig los war, hatten wir freie Auswahl mit einem Platz und parkten in erster Reihe mit Blick auf die Bucht. Wir bauten unsere Strandmuschel zum Sonnenschutz auf und genossen einen schönen Nachmittag am Strand. Barbara hatte Freude mit den Füßen ins Meer zu gehen und am Wasser entlang zu spazieren. Michael erkundete die Felsen der Bucht. Am Abend wurden wir mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt.

Durch den Abel-Tasman-Nationalpark führt einer der so genannten “Great Walks” (mehrtägige Wandertouren) mit Übernachtungsmöglichkeiten in unbewirtschafteten Hütten. Wir nutzten die komfortable Möglichkeit für Tageswanderer uns mit einem Wassertaxi zu einem Ausgangspunkt bringen zu lassen, den Tag über zu wandern und abends von einem anderen Ort wieder abholen zu lassen. Jonathan verschlief beide Wassertaxifahrten trotz Achterbahngefühl bei Wind und Wellen. Auf dem Hinweg ging es noch am gespaltenen Felsen und einer Robbenkolonie vorbei. Von Torrent Bay führte uns ein schöner Weg von einer einsamen Bucht über einen dichten Wald mit Blick aufs türkisblaue Meer mit Überquerung einer langen Hängebrücke nach Bark Bay. Kurz vor Bark Bay sahen wir zwei Papageien in einem Baum. Diese Vögel waren hier im Nationalpark wieder vor kurzem ausgewildert worden. Auch mit dem neugierigen „Waka“-Vogel machten wir Bekanntschaft, der auf einer Infotafel als investigativ beschrieben war. So war es auch. Schon sein Gang ließ vermuten, dass er etwas im Schilde führt und das hatte meist mit Interesse an unserem Essen zu tun.

Weiter ging es in den Norden des Abel-Tasman-Nationalparks zum Totaranui Campground über einen Berg in steilen Serpentinen. Zunächst stoppten wir an einem kleinen dschungelartigen Waldgebiet mit überwachsenen Felsen und fühlten uns an Lara Croft erinnert. Jonathan genoss es sich beim Spazieren an den Lianen festzuhalten. Anschließend kamen wir an einem Klettergebiet vorbei (Paynes Ford), dass sich Micha zumindest mal anschauen wollte. Diesmal also nur Freude beim Anblick und Vorfreude auf weitere Kletterurlaube mit Gleichgesinnten. 

Die Schotterstraße auf den letzten Kilometern zum Ziel war abenteuerlich, aber lohnenswert. Dieser Campingplatz ist mit unfassbaren 850 Stellplätzen der Größte, auf dem wir je standen. Er besticht nicht mit Schönheit auf den ersten Blick, da alle Stellplätze kreisförmig auf großen Wiesen sind. Was diesen Ort besonders macht, ist die traumhafte Bucht vor dem Campingplatz und die Wanderungen im Nationalpark. So weit in den Norden kommen die wenigsten Touristen, bei Einheimischen ist der Campingplatz aber beliebt. Wieder gut, dass es Vorsaison war und ziemlich leer. Wir wanderten zu Anapai Bay und fanden dort einen sehr besonderen, idyllischen Strand. Auf der Rückseite des großen Strandes verbarg sich eine winzige mit Felsen umrandete Bucht mit goldgelbem Sand und türkisblauem Wasser. Leider gab es keinen Schatten, so dass wir hier in der Mittagssonne nur kurz verweilten. Die Bilder und Gefühle speichern wir fest im Herzen und auf ein paar Fotos ;-).

Ein kleiner, aber lohnenswerter Stopp auf dem Weg nach Norden waren die Te Waikoropupu Springs, eine Süßwasserquelle mit kristallklarem Wasser mit Sichtweiten bis zu 63 Metern und geradezu magischen Farben. Wirklich beeindruckend, das kristallklare Wasser aus dem Boden aufsteigen zu sehen.

Ganz im Norden der Südinsel fuhren wir nach Wharariki Beach und Farewell Point. Dazu quartieren wir uns im Farewell Gardens ein, einem schönen Campingplatz mit Gartensetting. Dort vor der Haustür sah Micha (zu Fuß) unsere erste Robbe auf einem Felsen, den wir nur bei Ebbe erreichen konnten. Wir waren kurz vor Ebbe da und Micha watete durch zwei kleine Flüsse, um bis zum Felsen vorzudringen. Strahlend kam er zurück, nachdem er zwei Robben erspäht hatte. Später sollten wir noch so viele Robben am Strand sehen, aber das wussten wir ja da noch nicht. Dann starteten wir den Motor und fuhren nach Wharariki Beach. Wharariki Beach ist ein Strand, der bekannt ist für seine Felsen, auf denen Robben leben, wunderschöne Sanddünen und starken Wind. Um dorthin zu kommen, mussten wir durch eine große Kuhherde laufen. Zum Glück hatten wir in Asien damit ja schon Erfahrung gesammelt … ;-). Der Strand hinter Dünen war wirklich super schön und es gab auch Robben. Der Wind war dafür brutal und blies uns den feinen Sand ins Gesicht. Ein Peeling der anderen Art :-). Den Tag hatte eine Einheimische zu unserer Freunde vorher als „nahezu windstill“ beschrieben. Jonathan beschloss lieber einzuschlafen, so suspekt war ihm die Situation.

Ganz in der Nähe befand sich der Farewell Point. Er machte seinem Namen alle Ehre, denn wir fühlten uns beim Anblick auf den Farewell Split tatsächlich wie am Ende der Welt. Soweit das Auge reichte eine kilometerlange Sanddüne bis zum Horizont. Ein komisches Gefühl auf einer Schafwiese direkt an den Klippen zu stehen und der Wind trieb uns die Tränen in die Augen. Die Schafe hat er zumindest nicht beeindruckt. 

Beim Farewell Café wärmten wir uns vom Wind auf und tankten Energie für die Weiterfahrt. Hier konnte Jonathan den Spieleraum prima nutzen und aß dem ersten Mal mit uns Fischomlett. Es schmeckte ihm anscheinend so gut, dass wir ihm bald eine eigene Portion bestellen können.

Der Norden der Südinsel war ein toller Auftakt zum zweiten Teil unserer Reise.